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Hessisches Gastgewerbe setzt auf kommunalpolitische Veränderungen für Wachstum und Stabilität

v.l.n.r: Sven Rohde, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Hessen e.V.; Petra Boberg,  Moderatorin; Gisbert J. Kern, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Hessen e.V.; Tanja Jost,  Mitglied des Hessischen Landtags CDU-Fraktion; Robert Mangold, Präsident DEHOGA  Hessen e.V.; Julia Frank, Co-Vorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen Hessen; Jochen Ruths,  Präsident Handelsverband Hessen e.V.; Dr. Josefine Koebe, Generalsekretärin SPD  Hessen; Dr. Thorsten Lieb, Vorsitzender FDP Hessen
Von links: Sven Rohde (Hauptgeschäftsführer Handelsverband Hessen e.V.), Petra Boberg (Moderatorin), Gisbert J. Kern (Hauptgeschäftsführer Dehoga Hessen e.V.), Tanja Jost (Mitglied des Hessischen Landtags CDU-Fraktion), Robert Mangold (Präsident Dehoga Hessen e.V.), Julia Frank (Co-Vorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen Hessen), Jochen Ruths (Präsident Handelsverband Hessen e.V.), Dr. Josefine Koebe (Generalsekretärin SPD Hessen), Dr. Thorsten Lieb (Vorsitzender FDP Hessen). (Foto: © Dehoga Hessen)
Im Austausch mit Hessens Spitzenpolitik betont die Branche, wie wichtig klare Perspektiven für Gastronomie und Hotellerie sind. Arbeitskräftegewinnung, weniger Bürokratie und lebendige Innenstädte stehen dabei im Mittelpunkt der Forderungen vor den Kommunalwahlen 2026.
Mittwoch, 19.11.2025, 11:16 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Der Handel und das Gastgewerbe in Hessen stehen gemeinsam für rund 25 % der hessischen Wirtschaftskraft. In Zahlen bedeutet das:

  • 69,8 Milliarden Euro Jahresumsatz,
  • 285.000 Beschäftigte und
  • 36.500 Betriebe

Politischer Austausch

Im Vorfeld der Kommunalwahlen 2026 luden der Dehoga Hessen und der Handelsverband Hessen am 6. November ins Hotel Oranien in Wiesbaden zum Austausch mit der hessischen Spitzenpolitik ein. Zu Gast waren:

  • Dr. Josefine Koebe (Generalsekretärin SPD Hessen),
  • Dr. Thorsten Lieb (Vorsitzender FDP Hessen),
  • Julia Frank (Co-Vorsitzende Bündnis 90/Die Grünen Hessen) und
  • Tanja Jost (Mitglied des Hessischen Landtags CDU-Fraktion).

Handel und Gastgewerbe zählen zu den größten Arbeitgebern in Hessen und sind zentrale Säulen der Wirtschaftskraft. Beide Branchen blicken zurück auf herausfordernde Zeiten, aber zeigen sich optimistisch. Die zentralen Themen – Arbeitskräftemangel, Bürokratiebelastung und Innenstadtbelebung – bleiben entscheidende Hürden für Wachstum und Stabilität der beiden Branchen. 

Perspektiven schaffen

Robert Mangold, Präsident Dehoga Hessen, möchte über den Dialog mit Parteien und Kommunen Perspektiven für die Branche schaffen: „Es ist wichtig, die Zukunft der Branche zu sichern. Während der Corona Lockdowns haben wir alle erfahren, wie system-emotional das Gastgewerbe ist. Es fehlten öffentliche Wohnzimmer als Orte des Austauschs, des Genusses und der Seelenzufriedenheit, sowohl in den Städten als auch auf dem Land. Um dies zu sichern, müssen wirksame Förderprogramme für die Innenstädte und den ländlichen Raum implementiert werden, hochbürokratische Bagatellsteuern wie die Verpackungssteuer vermieden werden und die Finanzierung der touristischen Infrastruktur mit einem Tourismusbeitrag sichergestellt werden.“ 

„Mit Dehoga und Handelsverband treffen zwei Garanten aufeinander, die maßgeblich dafür Sorge tragen, dass Menschen in den belebten Innenstädten kommen, sich wohlfühlen und dort länger verweilen wollen. Darüber hinaus sind wir zuverlässige Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Städte und Gemeinden an ihrer Erreichbarkeit arbeiten und für ausreichend Wohnraum sorgen, den sich unsere Mitarbeiterschaft leisten kann“, erläutert Jochen Ruths, Präsident Handelsverband Hessen. 

Vier Parteien, viele Perspektiven 

Wie sich diese Herausforderungen kommunalpolitisch lösen lassen, diskutierten Vertreter der hessischen Spitzenpolitik.

Dr. Josefine Koebe betont: „Bürokratien schützen einerseits vor Willkür, wachsen allerdings zum Himmel, wenn wir uns nicht öfter fragen: ‚Wofür?‘ Heraus aus der Vollkasko-Mentalität, hin zu einer neuen Fehlerkultur – das braucht Mut, Dialog und den Blick mitten ins Leben.“ 

Zum Kernthema Bürokratieabbau bekräftigt Thorsten Lieb: „Die trotz ständiger Sonntagsreden weiterhin überbordende Bürokratie erweist sich immer mehr als schärfste Bremse unternehmerischer Freiheit. Daher ist ein echter Mentalitätswandel hin zu mehr Vertrauen in verantwortungsbewusste Entscheidungen von Unternehmern dringend notwendig. Freiheit und Verantwortung statt Bevormundung und Gängelei.“ 

„Sicherheit, Sauberkeit und flexible sowie schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren für die multifunktionalen Nutzungen von Handelsimmobilien sind Maßnahmen, um auf ein geändertes Verbraucher- und Nutzerverhalten zu reagieren. Ebenso entscheidend ist eine ausgewogene Verkehrspolitik: Eine Umnutzung ganzer Straßenzüge zu reinen Fahrradstraßen ohne Einbindung der Betriebe gefährdet Existenzen und führt zu Umsatzrückgängen“, erklärt Tanja Jost

„Unsere Innenstädte und ihre Gastronomie sind Orte des Miteinanders – sie sorgen für Begegnung und Lebensqualität. Damit sie lebendig bleiben, brauchen wir klimafreundliche Mobilität, attraktive Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie und Raum für kreative Konzepte“, beschreibt abschließend Julia Frank

Um die Wettbewerbsfähigkeit beider Branchen zu sichern, fordern die Verbände im Vorfeld der Kommunalwahlen 2026 konkrete Maßnahmen: 

  • schnellere und einfachere Genehmigungsverfahren,
  • mehr Investitionen in den ÖPNV,
  • mutige Entscheidungen zur langfristigen Stärkung der Standortattraktivität,
  • bessere Perspektiven für Fach- und Arbeitskräfteeinwanderung. 

(Dehoga Hessen/SAHO)

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