Interview

„Es ist ein großes Privileg, die Tradition fortzuführen“

Baur au Lac
Bereits seit 178 Jahren wird das Baur au Lac in den Händen der Familie Kracht geführt. (Foto: © Baur au Lac)
Seit seiner Gründung liegt das Baur au Lac in den Händen der Familie Kracht. Mit Marguita Kracht ist nun die siebte Generation in der Leitung des Züricher Luxushotels angetreten. Im Interview mit HOGAPAGE spricht sie über dieses einzigartige Privileg und darüber, wie sie die Zukunft des Baur au Lac gestalten möchte. 
Freitag, 08.07.2022, 14:25 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Marguita Kracht
Marguita Kracht bereichert fortan die Leitung des Baur au Lac in siebter Generation. (Foto: © Baur au Lac)

Marguita Kracht, mit Ihnen kommt die siebte Generation in die Leitung des Baur au Lac. Wie kam es dazu, dass Sie die Familientradition nun fortführen?

Ich hatte das Glück, dass meine Familie mich immer ermutigt hat, Erfahrungen im Ausland zu sammeln und verschiedene Kulturen zu erleben. Daher konnte ich nach meinem Studium in diversen Branchen weltweit arbeiten und so Inspirationen im Luxusgütersektor, insbesondere im Wein- und Spirituosenbereich, sammeln. Ich merkte schnell, dass mir der Kontakt mit den Kunden am besten gefiel. So suchte ich mir Betriebe, die mich in meinem Hotelportfolio bereichern würden: von unabhängigen Hotels bis zu Corporate Offices namenhafter Hotelkonzerne. Mit jeder neuen Erfahrung erweiterte ich meine Ideensammlung für das Baur au Lac. Irgendwann entwickelt sich aus der Ansammlung all dieser Ideen ein immer grösser werdendes Verlangen diese auszuprobieren und umzusetzen – ein Verlangen, welches ich im vergangenen Jahr nicht mehr loswurde.

Seit seiner Gründung liegt das Baur au Lac in Familienhänden und wird bereits in sechster Generation mit viel Gespür für Innovation und gleichzeitig einem einzigartigen Traditionsverständnis geführt. Was bedeutet es Ihnen, diese Tradition nun fortzuführen?

Es ist ein großes Privileg und ich habe das große Glück, auf dem Erfolg meiner Vorfahren aufbauen zu können. Jede Generation hat ihre Spuren hinterlassen und das Baur au Lac wird hoffentlich über mich hinaus leben, so wie es bei meinen Vorfahren der Fall war. Ich freue mich darauf, meine eigene Persönlichkeit und Handschrift zu hinterlassen.

Liegt da nicht auch ein gewisser Druck auf Ihren Schultern? Wie gehen Sie damit um?

Suite im Baur au Lac
Im Laufe der Generationen musste sich das Hotel immer wieder neu erfinden, um mit besonderen Herausforderungen umzugehen. (Foto: © Baur au Lac)

Natürlich sind 178 Jahre Geschichte eine lange Tradition, die es fortzusetzen gilt, aber ich denke, ein gewisser Druck ist notwendig und gesund, um im Leben erfolgreich zu sein, sich zu motivieren und kompetitiv zu bleiben. Ich finde es auch beruhigend, auf unsere Geschichte zurückzublicken. Im Laufe der Generationen musste sich das Hotel immer wieder neu erfinden, um mit besonderen Herausforderungen umzugehen, die außerhalb der eigenen Kontrolle lagen. So haben wir beispielsweise während des Zweiten Weltkriegs unseren Park als Kartoffelacker genutzt oder mussten in den vergangenen anderthalb Jahren während der Pandemie schwierige Entscheidungen treffen und uns neu orientieren. All diese Beispiele waren Gelegenheiten, um in unserem Unternehmen Neuerungen einzuführen. Außerdem ist mein Vater ein großartiger Mentor für mich und hat das Unternehmen für den weiteren Erfolg vorbereitet.

Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer neuen Position?

Es gibt zwei Schwerpunkte: Erstens die strukturellen Herausforderungen der Branche, die sich auf die Anziehung und Bindung von Spitzentalenten konzentrieren, die sich für die Arbeit im Gastgewerbe begeistern. Abgesehen von unserem physischen Produkt, in das wir kontinuierlich investieren, sind es unsere Mitarbeiter, die für das persönliche und einzigartige Gästeerlebnis im Baur au Lac sorgen, dass unsere Gäste so sehr schätzen. Zweitens ist die digitale Landschaft im Laufe der Jahre sehr dynamisch geworden und wir müssen weiterhin in unsere digitale Markenpräsenz investieren, um mit diesen Kommunikationstrends Schritt zu halten.

Wie wollen Sie das Hotel in die Zukunft leiten?

Im Jahre 2020 wurde das Baur au Lac bei den Condé Nast Readers Choice Awards als „Best Hotel of the World“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist ein starker Indikator dafür, dass sich unsere kontinuierlichen Investitionen in unser Produkt – sei es in die „Hardware“ wie regelmäßige Renovierungen oder in die „Software“ in Form von Mitarbeitertrainings – lohnen. So möchte auch ich es weiterhin leiten.

Suite im Baur au Lac
Bei den Condé Nast Readers Choice Awards 2020 wurde das Baur au Lac als „Best Hotel of the World“ ausgezeichnet. (Foto: © Baur au Lac)

Welche Ideen und Ziele haben Sie für die Zukunft des Baur au Lac?

Wir befinden uns in einer spannenden Entwicklungsphase und arbeiten daran, die Markenidentität des Baur au Lac aufzufrischen. Das ist ein sehr wichtiger Meilenstein, da sich der Auftritt unserer Hotelmarke in vielen Bereichen transformieren wird, besonders auf digitaler Ebene. Auch im Bereich von Wellbeing (Health & Fitness) und Nachhaltigkeit werden wir demnächst zwei Projekte lancieren. Wir sind uns bewusst, dass sowohl für unsere Gäste als auch für die jüngere Generation diese Themen immer mehr an Wichtigkeit gewinnen und zunehmend das Reiseverhalten beeinflussen. Es ist mein oberstes Ziel, das Baur au Lac für die künftige Generation zu bewahren und weiterhin dessen Ruf als internationales Spitzenhotel aufrechtzuerhalten.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kracht!

(SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Katrin Rüfenacht
Interview
Interview

„Es hat eine Verlagerung des Gästesegmentes stattgefunden“

Katrin Rüfenacht, General Managerin der 7132 Hotels samt Therme im schweizerischen Vals, über die Herausforderung der Corona-Pandemie für die Hotellerie, veränderte Buchungsanfragen und wie Schutzmaßnahmen in den Luxushäusern umgesetzt wurden.
Porträt von David Bruzzone
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

„Ein Check-In muss echte Verbindung schaffen“

Im exklusiven HOGAPAGE-Interview spricht David Bruzzone, Front Office Manager im neuen Kennedy 89, über die besondere Herausforderung eines Hotel-Pre-Openings. Er erklärt, warum der erste Eindruck beim Check-in unvergesslich sein muss, welche Rolle das Loyalty-Programm spielt und wie er für sein Team eine Kultur schafft, die Gäste spüren.
Frank Veenstra
Personalie
Personalie

Kempinski Hotels treiben die nächste Ära des Luxuswachstums voran

Die Kempinski Hotels haben Frank Veenstra zum Chief Development Officer ernannt. Er soll die nächste Phase der Marke mitgestalten, parallel zur fortgesetzten Expansion von Kempinski in das Ultra-Luxus-Segment.
Matthias Firgo
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

7-Prozent-Mehrwertsteuer ab 2026: Warum Restaurants ihre Preise nicht anpassen

Ab 2026 soll wieder der ermäßigte Steuersatz von 7 % auf Speisen gelten. Entsprechende Gesetzesänderungen wurden jetzt auf den Weg gebracht. Viele Gäste erwarten dann sinkende Preise. Warum Gastronomen ihre Preise aber trotz der Steuersenkung nicht anpassen müssen, erklärt Matthias Firgo von der Hochschule München im Interview mit HOGAPAGE.
Porträt von Philipp Grosser, Küchenchef des Kennedy 89
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

„Wir wollen Emotionen auf den Teller bringen“

Exklusiv für HOGAPAGE spricht Küchenchef Philipp Grosser über die einmalige Chance, die Küche des neuen Frankfurter Luxushotels Kennedy 89 von Grund auf mitzugestalten. Im Interview verrät er, wie Levante-Einflüsse, regionale Produkte und eine klare Teamkultur seine Vision prägen und was moderne Hotelgastronomie für ihn bedeutet.
Podiums-Diskussion auf der Independent Hotel Show
Interview
Interview

Independent Hotel Show 2025: Branchentreffpunkt für unabhängige Hoteliers

Im exklusiven HOGAPAGE-Doppelinterview sprechen Messechef Moritz Schleich und Isabell Fuss, Ambassadorin der Messe, über die Besonderheiten des Events, aktuelle Trends der Branche und die Highlights, die Besucher erwarten dürfen.
Wellbeing Collection
Wellbeing Collection
Wellbeing Collection

Small Luxury Hotels of the World startet neue Kollektion

Small Luxury Hotels of the World (SLH) setzt neue Maßstäbe im Luxustourismus und startet die neue „Wellbeing Collection“. Insgesamt 15 Häuser positionieren sich dabei als Rückzugsorte für Körper, Geist und Seele.
Seam in Zürich
Restauranteröffnung
Restauranteröffnung

Restaurant „Seam“ bringt erstmals japanische Kappo-Tradition nach Zürich

Mit der Eröffnung des „Seam“ kommt ein völlig neues kulinarisches Erlebnis nach Zürich: Es ist das erste Restaurant, das sich der japanischen Kappo-Tradition verschrieben hat.
Daniel Arbenz
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Fußball-EM der Frauen 2025: Finninnen wohnten im InterContinental Genève

Es war spannend bis zum Schluss: Im entscheidenden Gruppenspiel bei der Frauen-EM drohte die finnische Nationalmannschaft die Gastgeberinnen rauszukicken. Gleich in den ersten Minuten übten die Finninnen Druck auf die Schweiz aus. Die Schweizerinnen übernahmen jedoch zunehmend die Spielkontrolle und schossen sich in den letzten Minuten ins Viertelfinale. Damit war das finnische Team raus und musste sein EM-Quartier im InterContinental Genève aufgeben. Wie die Finninnen hier gewohnt haben, verrät General Manager Daniel Arbenz im Interview mit HOGAPAGE.