Umsatz

Fußball-EM 2024 hinterlässt durchwachsene Bilanz in der Hospitality

Junge Fußball-Fans in Berlin
Das Public Viewing in Berlin vor dem Brandenburger Tor war immer ausgesprochen gut besucht. (Foto: © picture alliance/NurPhoto/Renato Franco Bueno)
An die Fußball-EM 2024 hatten die Gastronomie und Hotellerie große Erwartungen. Diese haben sich nur teilweise erfüllt. Das frühe Ausscheiden Deutschlands hat nicht nur für die Fans das Sommermärchen abrupt beendet.
Montag, 15.07.2024, 10:03 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Die Europameisterschaft ist vorbei. Die Gastro und Hotelbranche gibt nun Rückmeldung, wie sich der Wettkampf auf die Besucherzahlen ausgewirkt hat. Die Eindrücke sind dabei recht unterschiedlich. Volle Hotels, volle Bars, volle Kassen – für einige Gastronomen hat sich dieser Traum während der Fußball-EM nicht erfüllt. 

Abhängig vom Standort und Betriebsgröße

Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat dem Gastgewerbe nach Ansicht des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga „erwartungsgemäß keine Umsatzzuwächse“ beschert. 

Dabei gab es je nach Standort und Art des Betriebs große Unterschiede. Bei den Kneipen, Bars und Biergärten zeigten sich 32,1 Prozent zufrieden. Auch in den Städten, in denen Spiele ausgetragen wurden, ist die Stimmung mit Blick auf die EM der Umfrage zufolge im Gastgewerbe besser als andernorts.

„Etwas getrübt wurde die Feierlaune insbesondere durch das wechselhafte Wetter und das Ausscheiden unserer Mannschaft im Viertelfinale“, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick laut einer Mitteilung. 

Auch aus Sicht des Handelsverbands (HDE) wäre eine längere Turnierteilnahme der deutschen Mannschaft gut gewesen. „Die Fußball-Europameisterschaft sorgt auf jeden Fall vielerorts für gute Stimmung und Kaufanlässe. Das wird man im Bereich Lebensmittel und bei vielen Fanartikeln auch an den Umsätzen sehen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der dpa.

Mit einer detaillierten Bilanz will der Verband noch abwarten. „Wir werden sehen, ob die gute Stimmung während des Turniers einen Beitrag zu einer dauerhaft positiveren Haltung leisten kann.“

Leipziger Hotels profitieren von Fußball-EM

Viele Hotels in Leipzig haben von der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft profitiert. „Die Branche konnte insgesamt höhere Margen als sonst üblich erzielen“, sagte der Vorsitzende der Leipziger Hotel Alliance, Axel Erhardt. Dies sei unter anderem auf die vergleichsweise höheren Übernachtungskosten während des Turniers zurückzuführen.

Während der Spieltage in der Messestadt seien die Betten in den meisten Hotels mindestens zu 90 Prozent ausgebucht gewesen. Zudem hätten die Stadt, das Land und schlussendlich auch die Hotels von einem Image-Gewinn profitieren können.

Kein Zuwachs an Buchungszahlen in Leipzig

Die Zahl der Hotelgäste sei allerdings im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben, „da die EM auch Geschäft verdrängt hat“, sagte Erhardt weiter. So hätten einige Kundengruppen aufgrund des Turniers und den dadurch zu erwartenden höheren Preisen und Auslastungen die Stadt gemieden. 

Leipzig war eine von zehn deutschen Städten, in denen Spiele der Fußball-EM ausgetragen wurden. Neben den drei Gruppenspielen im Juni wurde auch das Achtelfinale zwischen Österreich und der Türkei (1:2) im Leipziger Stadion ausgetragen. 

Leipzig zieht positive Bilanz

Auch die Gastronomie wurde durch die EM belebt. Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen zog jüngst eine insgesamt positive Bilanz.
Alleine auf der Fanzone auf dem Leipziger Augustusplatz strömten zur Halbzeit der EM 175.400 Fans. Es brauche noch mehr solcher Events, betonte der Geschäftsführer Axel Klein. 

Gastro an Berliner Fanmeile zieht durchwachsene Bilanz

Pech mit dem Wetter und Tage ohne Übertragungen am Brandenburger Tor waren für die Betreiber in den Fanzonen nicht förderlich. Für die nächsten großen Fußballturniere haben sie daher einen Wunsch.

Die Gastronomen an den Berliner Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstag blicken mit gemischten Gefühlen auf das Geschäft während der Fußball-EM. Ein Großteil der Betreiber zeige sich unter dem Strich zufrieden, sagte Arnold Bergmann, Inhaber der Bergmann Eventgastronomie.

Dennoch hätten die spielfreien Tage an der Fanmeile am Brandenburger Tor ihnen zugesetzt, es seien an diesen Tagen deutlich weniger Besucher gekommen. „Das war für die Gastronomen schwach bis schlecht“, so Bergmann.

Seine Firma hatte etwa die Bewerbungen der Händler für die Fanzonen koordiniert. „Dann hatte man natürlich mit dem Wetter Pech“, sagte Bergmann. Bei dem EM-Vorrundenspiel zwischen Polen und Österreich in Berlin waren die Fanzonen wegen Gewittergefahr geschlossen worden. Für kommende Fußballturniere wie EM und WM sei es sinnvoll, wieder jedes Spiel zu übertragen, sagte der Eventgastronom.

EM sorgt nicht für Umsatzschub im Südwesten

Das Gastgewerbe im Südwesten hat nicht allzu viel von der Fußball-Europameisterschaft profitiert. Ein Sprecher des Dehoga-Landesverbands sagte, an Spieltagen sei die Stimmung in den Kneipen und Biergärten wie auch bei den Public-Viewing-Veranstaltungen grundsätzlich gut gewesen.

„Unsere Betriebe präsentierten sich als gute Gastgeber mit kreativen Angeboten für die Fußballfans aus ganz Europa.“ Erwartungsgemäß verzeichneten die meisten Betriebe keine Umsatzzuwächse. Im Südwesten gibt es rund 27.000 gastgewerbliche Betriebe mit rund 300.000 Beschäftigten.

Erwartungen waren eher verhalten

Der Sprecher verwies zugleich auf eine nicht repräsentative Mitgliederumfrage des Bundesverbands, an der sich auch rund 540 Betriebe aus Baden-Württemberg beteiligt haben. Da berichteten 88,1 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie keine positiven Effekte durch die EM hätten. 

Nur für 8,0 Prozent ergaben sich demnach positive Impulse durch das sportliche Großevent, wie der Sprecher des Landesverbands mitteilte. „Dazu mag auch das wechselhafte Wetter und das Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Viertelfinale beigetragen haben.“

Unabhängig von kurzfristigen wirtschaftlichen Effekten sehe man die Fußball-EM als wichtigen Impulsgeber zur Stärkung des Deutschlandtourismus. „Die positiven Bilder und Berichte rund um die Spiele und ihre Austragungsorte werden nach unserer Einschätzung positiv nachwirken.“

(dpa/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Jubelnde Fußball-Fans verschiedener Hautfarben
Umsatz
Umsatz

EM 2024 stärkt deutsche Hospitality

Die Deutsche Zentrale für Tourismus sieht der Europa-Fußballmeisterschaft positiv entgegen. Das Sport-Ereignis hat eine starke Reisebereitschaft nach Deutschland ausgelöst, die sich in überdurchschnittlich hohen Hotelbuchungen widerspiegelt. Dieser Effekte könnte länger anhalten.
Menschen in einer Gaststätte beim Public Viewing
Hospitality
Hospitality

EM 2024 hat Stimmung aufgehellt

Der Dehoga Rheinland-Pfalz zieht ein positives Fazit der vorangegangenen Fußball-Europameisterschaft. Wie schon gemeldet, haben zwar nicht alle Betriebe von dem Event profitiert, dennoch habe sich die Gefühlslage in Gastronomie und Hotellerie merklich durch die Turniere verbessert. 
Spanische Nationalmannschaft
Fußball-EM 2024
Fußball-EM 2024

Spanien ist Europameister 2024 und Der Öschberghof ein stolzer Gastgeber

Die Fußball-EM 2024 ist vorbei, der Europameister steht fest: In einem spannenden Finale konnte sich Spanien gegen England durchsetzen und den Titel gewinnen. Während der gesamten EM war Der Öschberghof dabei das Zuhause der spanischen Nationalmannschaft.
Fanmeile
Bilanz
Bilanz

Fußball-EM belebt Gastronomie in Sachsen

Zehntausende Fans, volle Stadien und Fanmeilen: Die Fußball-EM belebt nicht nur die Städte, auch zahlreiche Betriebe profitieren von dem Event. Für den Großteil des sächsischen Gastgewerbes ist die EM ein voller Erfolg. Noch wichtiger ist laut Gaststättenverband aber etwas anderes.
Ein Fußball der EM 2024 auf einer Rasenfläsche
Vergleich
Vergleich

So luxuriös übernachten die EM-Nationalteams

Der Reiseanbieter Urlaubstracker hat sich angesehen, welche Unterkünfte die 24 Mannschaften für die Fußball-Europameisterschaft 2024 gebucht haben und die Zimmerpreise verglichen. Am teuersten nächtigen dabei die Österreicher. Sie werden von den Italienern um fast 1.000 Euro pro Nacht unterboten.
Bernd Dierßen
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Türkische Nationalmannschaft residiert während der Fußball-EM 2024 im Sporthotel Fuchsbachtal

Stefan Kuntz wurde Ende September letzten Jahres als Nationaltrainer der Türkei entlassen. Dennoch gelang es den Ost-Europäern unter dem Nachfolger Vincenzo Montella, sich souverän für die Fußball-EM 2024 zu qualifizieren. Ihr Quartier schlagen die Türken dabei im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen bei Hannover auf. Geschäftsführer Bernd Dierßen erklärt im exklusiven HOGAPAGE-Interview, wie die Türken hier wohnen werden.