Kongress

„Steuern, Abgaben und Gebühren galoppieren den Zimmerpreisen davon“

Businessfrau mit verschränkten Armen
© Flo Lechner
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) präsentierte im Zuge des diesjährigen ÖHV-Kongresses in Bad Ischl eine große Branchenanalyse der heimischen Hotellerie. Die besten Betriebe hätten demnach noch ungenütztes Potential, die schlechtesten benötigten aber ein Exit-Szenario.
Montag, 16.01.2017, 14:14 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Noch bis heute Abend läuft der ÖHV-Kongress 2017, der dieses Jahr in Bad Ischl über die Bühne geht. In dessen Rahmen hat ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer gemeinsam mit Clemens Westreicher (Westreicher Consulting) eine groß angelegte österreichweite Branchenanalyse vorgestellt. „Die Betriebe in der internationalen Auslage sind top. Das zeigt auch die größte Branchenanalyse der österreichischen Hotellerie. Unser Anspruch ist aber, die Nr. 1 bei Innovation und betrieblicher Wertschöpfung in Europa zu werden. Nur so werden wir weiter als Wirtschafts- und Beschäftigungsturbo in Österreich spielen können“, so Reitterer. Westreicher hat für diese Studie mehr als 3.000 Bilanzen aus 2010 und 2015 analysiert. Er untersuchte die Entwicklung der finanziellen Situation nach Bundesländern und Umsatzgrößenklassen.

Umsätze niedriger als Kosten
Über die gesamte Hotellerie hinweg seien die Umsätze im Beobachtungszeitraum um 27 Prozent gestiegen, die Kosten um 29 Prozent: „Das rückt die oft gefeierten Nächtigungsrekorde ins rechte Licht: Die Steuern, Abgaben und Gebühren galoppieren den Zimmerpreisen davon“, bestätigt Reitterer. Viele Gesetzesänderungen waren teuer für die Branche: die Streichung der Energieabgabenvergütung, die Anschaffung neuer Kassensysteme, die Auflösungsabgabe, die Allergenverordnung, Investitionen in den Nichtraucherschutz.  Ab 2016 wirken sich auch die jüngsten Belastungen wie die Erhöhung der Umsatzsteuer von 10 auf 13 Prozent, die Verlängerung der Abschreibungsdauer um sieben Jahre und die erhöhte Grunderwerbsteuer in den Bilanzen negativ aus.

Die Betriebe wurden in der Studie in drei Gruppen geteilt: die besten 25 Prozent, die durchschnittliche 50 Prozent und die schlechtesten 25 Prozent.

Bei den besten Hotels beträgt der GOP (gross operating profit – die Differenz zwischen Umsatz und betriebsbedingtem Aufwand) 28 Prozent der Betriebsleistung. Die fiktive Schuldentilgungsdauer liegt im Top-Segment bei lediglich fünf Jahren. Die Kapitalrentabilität der Top-Performer liegt im Durchschnitt bei 13 Prozent. Laut Reitterer können diese Betriebe aber nur einen Teil ihres Potenzials abrufen: Zu viel Zeit, zu viel Geld fließen in Bürokratie, Regulierung und Steuern statt in Marktbearbeitung, Qualität und Human Resources. Bürokratieabbau, eine weitreichende Liberalisierung der Gewerbeordnung und natürlich eine realistische Abschreibungsdauer wären wichtige Maßnahmen.

Es fehlt an Geld für Investitionen
Für die breite Mitte wird es laut Reitterer langsam eng. Der GOP der Durchschnittsbetriebe beträgt 18 Prozent vom Umsatz. Für Zinsen und Tilgung von Krediten werden 80 Prozent des Cashflows benötigt. Es fehlt an Geld für Investitionen und Innovationen, die Preisdurchsetzung ist zu schwach – auch weil politisch motivierten Kostensteigerungen die Mitte besonders stark treffen. Reitterer: „Übergaben werden unter diesen Umständen extrem schwierig. Sollen leistbare Quartiere für Familien und Nachwuchs im Skisport auf mittlere und lange Sicht gesichert werden, heißt es rasch handeln. Eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, die Rücknahme der Umsatzsteuer-Erhöhung, eine Flexibilisierung der Arbeitszeit würden diesen Betrieben besonders stark helfen.“

Für die schlechtesten 25 Prozent – das sind bei knapp 5.000 Hotels in Österreich immerhin 1.250 Betriebe – sei es bereits 10 nach 12. Viele dieser Häuser seien nur noch nicht geschlossen, weil die Besitzer es sich nicht leisten könnten. Ihr GOP beträgt fünf Prozent vom Umsatz. Der Cashflow nach Zinsen ist negativ. Die Bankenverbindlichkeiten betragen 280 Prozent des Unternehmenswerts. Der laufenden Erträge sind zu gering, um getätigte Investitionen voll umfänglich zu verdienen. „Viele dieser Hotels senken dann aus Verzweiflung die Preise, um irgendwie noch Umsatz zu machen, und schaden damit ganzen Regionen“, erklärte die ÖHV-Präsidentin. Die notwendige Marktbereinigung ei nur dann in geordnete Bahnen zu bekommen, wenn man für alle Beteiligten tragfähige Perspektiven entwickeln könne. (ÖHV / CK)

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