Wie die Corona-Pandemie den Hotelmarkt verändert
Der Boom des deutschen Hotelinvestmentmarktes ist vorübergehend beendet. Die weltweite Corona-Pandemie hat dem seit Jahren anhaltenden Wachstum dieses Wirtschaftssegments einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Dabei ist im ersten Quartal 2020 das Hotelinvestmentvolumen noch auf 925 Millionen Euro gestiegen – ein Plus von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte jetzt der Immobiliendienstleister Drees & Sommer mit und bezieht sich dabei auf eine Analyse seines globalen Mitbewerbers CBRE. Nun droht die Herabstufung der Asset-Klasse Hotel, wie eine Drees & Sommer-Umfrage zum Thema „Corona-Pandemie: Auswirkungen auf die Hospitality-Branche“ unter 34 Investoren, Eigentümer, Pächter und Entwickler zeigt. Aber auch neue Chancen tun sich auf.
Knapp 90 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen, laut einer Unternehmensmitteilung von Drees & Sommer davon aus, dass die Asset-Klasse Hotel an Attraktivität verliert und die Bewertung von Hotelimmobilien herabgestuft wird. Gesa Rohwedder, Head of Hospitality Europe bei Drees & Sommer, erklärt: „Durch die globalen Reiserestriktionen und Kontaktbeschränkungen haben viele Hotels vorübergehend geschlossen. Die Umsätze gingen wochenlang Richtung null, doch die Kosten liefen in hohem Maße weiter.“ Da auch in der bevorstehenden Sommerurlaubszeit noch mit starken Reiseeinschränkungen zu rechnen sei, drohe vielen Betrieben aufgrund ausbleibender Umsätze das Aus. Daher seien jetzt Eigentümer und Betreiber gleichermaßen gefragt, wenn es darum geht, neue und kooperative Wege der Zusammenarbeit zu entwickeln – zum Beispiel felxible Pachtmodelle, „die den Betreibern ebenso wie den Eigentümern von Hotelimmobilien noch Luft zum Atmen lassen“, sagt Rohwedder.
Hohe Erwartungen an Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Was die Hotel-Branche in der Zukunft betrifft, so gibt es, laut der Befragten, vor allem zwei große Themen. Demnach hält jeder Dritte Befragte Nachhaltigkeit künftig für besonders relevant, weitere 41 Prozent die Digitalisierung. Rohwedder: „Gerade jetzt, wo sämtliche Betriebe jeden Euro zwei Mal umdrehen, müssen kluge Zukunftsentscheidungen getroffen werden.“ Richtig kombiniert, könnten digitale und nachhaltige Lösungen zu einer Triebfeder für wirtschaftlichen Erfolg werden – sowohl für Betreiber als auch Eigentümer von Hotelimmobilien. Letztere erfahren durch die Investitionen in Technologien und Nachhaltigkeit nicht zuletzt eine Wertsteigerung, wie Rohwedder deutlich macht: „Nachhaltig entwickelte Hotelimmobilien sind energieeffizienter, kostengünstiger im Betrieb sowie bei der immobilienwirtschaftlichen Wertschöpfung. Damit Baustoffe auch nach dem Abriss wiederverwendet werden können, sollte der Fokus noch stärker auf der Kreislauffähigkeit von Materialien beim Bauen und Betreiben gelegt werden.“

Fokussierung auf die Kernmärkte
Und wie wird die Marktentwicklung nach Corona eingeschätzt? Hier rechnen, laut Drees & Sommer, über 70 Prozent die Umfrage-Teilnehmer damit, dass sich das Geschäftsmodell innerhalb der nächsten drei Jahre wieder auf dem Niveau von 2019 einpendelt. Die Erwartung leitet sich vom globalen Reiseverhalten ab. Rohwedder: „Die unterschiedlichen Einreise-, Quarantäne- sowie Hygienebestimmungen pro Land machen derzeit Urlaubsorte attraktiv, die mit dem Auto gut erreichbar sind. Das gilt zumindest für die nächsten ein bis zwei Jahre.“ Daher werde der Inlands- und Binnentourismus attraktiver für Urlauber, worauf sich Hotels einstellen.
Die Hälfte der Befragten geht von einer Konsolidierung der Expansionsstrategie pro Kontinent aus. Jeder Fünfte erwartet sogar, dass sich Hotelbetreiber zunächst primär auf Kernmärkte fokussieren. Die Expertin spricht indessen bereits von einer Renaissance des Reisens aber auch des Hotelmarktes, sobald die aktuelle Schockstarre vorüber sein. „Bis dahin gilt es, die Hotelprodukte zu schärfen, optimiert zu führen und zukunftsweisend auf die veränderten Bedürfnisse anzupassen“, rät Rohwedder.
(Drees & Sommer/KP)