IHA-Branchenreport

Zukunft bringt Herausforderungen für Hotellerie

Ein Mann im Anzug und mit Koffer wird von einer Hotelmitarbeiterin in einer Hotellobby per Handschlag begrüßt
Laut IHA-Branchenreport steht die deutsche Hotellerie gut da. Dennoch bringt die Zukunft zahlreiche Herausfoderungen mit sich. (Foto: Jacob Lund/fotolia)
Aus dem aktuellen IHA-Branchenreport geht hervor, dass es der deutschen Hotellerie durchaus gut geht. 2017 war das achte Wachstumsjahr in Folge. Doch für die Zukunft stehen der Branche auch mehrere Herausforderungen bevor.
Mittwoch, 11.04.2018, 12:49 Uhr, Autor: Markus Jergler

Bei Gästenächtigungen in Hotels, Hotel garnis sowie Pensionen gab es 2017 einen neuen Rekordwert von 288,8 Millionen. Dieser Wert entspricht einem Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Deutschland als Reise-land sowie Tagungs- und Kongressstandort liegt nachhaltig im Trend. Die heimische Hotellerie ist bestens aufgestellt und gehört bei Produkt-qualität, Serviceangebot und Preis-Leistungs-Verhältnis zur Weltspitze“, erklärte Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland (IHA). 68,7 Millionen Übernachtungen ausländischer Touristen und Geschäfts-reisender (Anteil 23,8 Prozent) trugen mit einem Plus von 4,2 Prozent überproportional zum positiven Ergebnis bei.

2017 war durchweg positiv
Die durchschnittliche Zimmerauslastung stieg im Vorjahresvergleich um 0,8 Prozent auf 71,5 Pro-zent. Die Netto-Zimmerpreise (ohne Frühstück, ohne Mehrwertsteuer) legten um 1,3 Prozent auf 95 Euro zu. In Europa stiegen im selben Zeitraum die durchschnittlichen Zimmerpreise um 2,5 Prozent auf 97 Euro. Die deutschen Hotelzimmerpreise liegen somit weiterhin leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Der durchschnittliche Zimmerertrag (RevPAR) der deutschen Hotels erreichte 68 Euro, was einem Anstieg von 2,1 Prozent entspricht.

Die Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen in Deutschland erwirtschafteten 2017 einen Nettoumsatz von 26,98 Milliarden Euro. Damit stieg der Umsatz nominal um 3,1 Prozent, preisbereinigt um 1,1 Prozent. Unter der Prämisse, dass sich die geopolitische Lage auf der Welt und in der Nachbarschaft Europas nicht weiter verschlechtert, erwartet der Hotelverband für 2018 ein Plus von an-derthalb bis zwei Prozent bei Übernachtungszahlen und nominalen Umsätzen.

Trotz Anzeichen von Überkapazitäten an einigen Standorten sind bundesweit für die nächsten drei Jahre 695 Neu-, Um- und Ausbauten geplant (Vorjahr: 571). Wenn all diese Projekte realisiert werden, kommen im Laufe des Jahres 99.843 neue Hotelzimmer auf den Markt (Vorjahr: 74.726). „Die Unternehmens- und Markenkonzentration in der Hotellerie nimmt weiter zu. Neue Wettbewerber, die Digitalisierung und die sich rasant wandelnden Ansprüche der Gäste zwingen die Hotellerie dazu, sich permanent neu aufzustellen“, führte der IHA-Vorsitzende aus. Gefragt seien spezialisierte Hotelkonzepte und das Fokussieren auf klar definierte Gäste- und Stilgruppen.

Zukunft bringt Herausforderungen
„Die erfreulichen Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Risiken und Herausforderungen zunehmen und die Ertragslage angespannt bleibt. Zudem sorgen immer mehr Bürokratie und unfaire Wettbewerbsbedingungen sowie der vielerorts zu spürende Mitarbeitermangel für Wolken am Horizont“, gibt Lindner zu bedenken.

Zum Stichtag 30. Juni 2017 meldete das Beherbergungsgewerbe 306.962 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, was einem Zuwachs von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Seit 2010 hat die Branche knapp 50.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Und der Bedarf wachse weiter, so Lindner. Zugleich wird es auf-grund des demografischen Wandels immer schwerer, geeignete Arbeits- und Fachkräfte zu finden.“ Lindner machte deutlich: „Hotellerie geht nur mit Menschen. Wir Hoteliers sind aufgerufen, weiter für unsere Branche zu werben, […] .“

Auf der Agenda des Hotelverbandes 2018 ganz oben stehen darüber hinaus die Stärkung der Direktvermarktung und der Kampf für faire Rahmenbedin-gungen im Online-Vertrieb, die für Hoteliers und Gäste gleichermaßen wichtig sind. Mehr als 50 Prozent der Hotelbuchungen erfolgen heute bereits über digitale Kanäle und auf diesen diktieren Plattformen die Bedingungen im Online-Vertrieb.

Politischen Handlungsbedarf sieht der Hotelverband auch im Bereich der sogenannten „Sharing“ Economy. Das derzeitige Rechtsvakuum und die damit einhergehenden Wettbewerbsverzerrungen bei der Kurzzeitvermietung von Privatzimmern und -wohnungen geht nicht nur zu Lasten der stark reglemen-tierten Hotellerie, sondern auch auf Kosten der Verbraucher, Anwohner und Steuerzahler. Zu den Forderungen des Verbandes zählen daher die Not-wendigkeit einer Registrierung dieser wirtschaftlichen Aktivitäten, die Einhaltung von Sicherheitsstandards, die Gefahrenabwehr sowie die selbstverständliche Erfüllung von Steuerpflichten. „Damit die Hotellerie auch in Zukunft erfolgreich sein kann, brauchen wir eine Politik, die die Handlungsfähigkeit der Hoteliers in Deutschland stärkt, ihre Wettbewerbsfähigkeit sichert und die den Tourismusstandort Deutschland fördert“, so Lindner. (MJ)

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