Management in Zeiten der Krise

Was man als Tourismus-Unternehmer jetzt tun kann

Besorgter Geschäftsmann starrt auf Laptop
Viele Hoteliers und Gastronomen kommen im Moment aus dem Grübeln nicht heraus. Aber selbst wenn man nachts wach liegt und das „Kopfkino“ läuft – am nächsten Morgen muss man wieder an seinen Kurs glauben. Zweifel sind in Krisenzeiten laut Kohl & Partner ganz normal. (© Francesco Ridolfi/fotolia.com)
Viele Führungskräfte denken nach Ansicht von Kohl & Partner derzeit zu defensiv und pessimistisch und übersehen, dass vor allem in dieser schwierigen Zeit Zuversicht und Leadership gebraucht werden.
Montag, 06.04.2020, 12:01 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Der Tourismus steht vor großen Herausforderungen, die er so nicht kennt. Absolute Flaute, sogar Stillstand über Wochen und möglicherweise Monate – wie kann man damit umgehen? Welche Maßnahmen sind nun gefragt, um diese Zeit zu überbrücken und das Schiff seetüchtig und auf Kurs zu halten? Die dunklen Wolken werden nicht so schnell vorüberziehen. Eine harte Zeit steht uns bevor, ist man beim Tourismus-Beratungsunternehmen Kohl & Partner überzeugt.

Folgende Maßnahmen empfehlen die Consulting-Experten für Unternehmer und Führungskräfte in der aktuellen Situation:

  1. Solide Businesspläne
    Nach der Konsumpause wird wieder bewusst konsumiert, vielleicht auch bald Urlaub gemacht – wegen der Einkommenseinbußen und anhaltender Grenzschließungen aber in Nahdestinationen bzw. im Inland. Unter Berücksichtigung dieser Prämissen empfehlen wir jedem Unternehmer einen Stresstest für seinen Betrieb an Hand gut durchdachter Businesspläne (mit Detailplänen hinterlegt, wie z.B. Auslastungsentwicklung, Mitarbeiterbudget, Marketingplan) für die nächsten Monate auszuarbeiten und diese laufend zu kontrollieren. Wir empfehlen dafür drei Szenarien aus heutiger Sicht und standortabhängig durchzudenken:
    Ein optimistisches (Wunsch-)Szenario: Wir starten verspätet in die Sommersaison – mit Einschränkungen und halboffenen Grenzen.
    Ein realistisches Szenario: Wir starten im Hochsommer mit relativ starken Einschränkungen.
    Ein pessimistisches Szenario: Es geht im Herbst los. Der nächste Winter wird eine Herausforderung.
  2. Offene und partnerschaftliche Gespräche mit Banken
    Wichtig ist es, die Liquidität – abgestimmt auf die Szenarien und die dafür erstellten Businesspläne – in persönlichen Gesprächen (vorerst telefonisch und online) mit der Bank zu sichern.
  3. Preissenkungen sind keine Lösung
    Wer glaubt, über Preissenkungen seine Probleme in den Griff zu bekommen, täuscht sich. Aktive Preispolitik anstatt Preisdumping ist hier gefragt: Moderates Entgegenkommen mit preispsychologischen Maßnahmen (Preisreduktionen an Bedingungen knüpfen, kurzfristige flexible Stornobedingungen etc.) koppeln.
  4. Die Motivation bei Mitarbeitern hochhalten
    Auch wenn es schwerfällt und viele in Kurzarbeit sind, muss gerade jetzt mit den Mitarbeitern Kontakt gehalten werden. Es braucht Verständnis von beiden Seiten in dieser außergewöhnlichen Situation. Es ist wichtig, den Spirit aufrecht zu halten! Oft schweißen außergewöhnliche Momente und Erlebnisse Menschen und Teams zusammen – geschäftlich wie privat.
  5. Kein Jammern vor dem Gast
    Jammern zerstört die Gastlichkeit. Wer vor Gästen jammert, hat schon verloren! Im Tourismus müssen wir weiter den Fokus auf die schönen Dinge im Leben haben. Die Perspektive eines Urlaubs im Sommer ist für viele Menschen, die derzeit in ihren „Vier Wänden“ eingeschlossen sind, wie ein Licht am Ende des Tunnels.
  6. Die Kostenstruktur optimieren
    Alle innerbetrieblichen Einsparungsreserven nutzen: was für den operativen Betrieb derzeit nicht notwendig ist, verschieben und/oder aussetzen und natürlich müssen alle Maßnahmen genutzt werden, die von der Politik und den Interessensverbänden geboten werden.
  7. Marketing-Reserven aufspüren und aktive Krisenkommunikation
    Das Marketing-Budget durchforsten und jetzt eine kreative Krisenkommunikation vorbereiten. Mit den Gästen in Kontakt bleiben. Schaffen Sie Erholungsinseln mit Nachrichten vom Urlaubsziel und bleiben Sie mit den Gästen im Gespräch – beim Neustart werden alle gleichzeitig massiv kommunizieren. Auf den Neustart vorbereiten, mit einem gut durchdachten operativen Marketingplan. Stammgast-Marketing forcieren und die Beratungsqualität am Gast verbessern. Keinesfalls panikartig das Marketingbudget reduzieren oder erhöhen!
  8. Selbst fit bleiben
    Sich selbst durch Bewegung und gesunde Ernährung fit halten – aber auch durch Weiterbildung. Die Harmonie in der Familie bzw. Partnerschaft pflegen.
Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Akademie der jungen Gastronomen
Nachwuchsförderung
Nachwuchsförderung

„Akademie der jungen Gastronomen“ rollt an

Wie lässt sich der Traum vom eigenen Restaurant oder Hotel verwirklichen? Auszubildende im bayerischen Gastgewerbe werden bei diesem anspruchsvollen Vorhaben nun durch eine neues Ausbildungskonzept unterstützt.
Büro Gespräch Bewerberin
Recruiting
Recruiting

Mit 5 Tipps zum attraktiven Arbeitgeber werden

Der Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastgewerbe ist gravierend. Wenig Personal bedeutet in der Regel Überstunden, zunehmenden Stress und eine hohe Arbeitsbelastung. Das sorgt für Unmut in der Belegschaft. Wie kann man dem entgegenwirken?
Frau übergibt Gast den Apartment-Schlüssel
Hortec-Positionspapier
Hortec-Positionspapier

Regulierung von Kurzzeitvermietungen in der EU

Hortec, der Dachverband des europäischen Hotel- und Gaststättengewerbes, hat ein neues Positionspapier zu Kurzzeitvermietungen veröffentlicht. Dieses gibt unter anderem Empfehlungen, wie eine künftige EU-Verordnung wirksame Regeln und Maßnahmen zur Förderung gleicher und nachhaltiger Wettbewerbsbedingungen in der Branche festlegen kann.
Martin Schaffer (links) und Monika Rosen (rechts) (Foto: © mrp hotels)
mrp hotels
mrp hotels

Konjunktureller Gegenwind erwartet

Unternehmen und damit auch Betriebe des Tourismus-, Hotel- und Gastgewerbes müssen sich auf deutlich mehr konjunkturellen Gegenwind einstellen. So lautet das Fazit von Monika Rosen, Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, und Martin Schaffer, Geschäftsführender Partner mrp hotels, während einer Videocast-Serie des Hotelberatungsunternehmens.
Aktuell gehe man von einer Auslastung der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 45 und 65 Prozent aus. (Foto: © iStockphoto)
Buchungen
Buchungen

Hotels und Gaststätten hoffen noch auf kurzentschlossene Gäste

Ostern steht vor der Tür. Der Gaststättenverband freut sich über den guten Wetterbericht und hofft auf kurzfristige Buchungen. Für die Branche ist der Saisonstart nach zwei Jahren Pandemie außerordentlich wichtig.
Gast an der Hotelrezeption
Gästeübernachtungen
Gästeübernachtungen

Frankfurt hofft auf mehr Tourismus

Nach dem pandemiebedingten Einbruch hofft Frankfurt für 2022 wieder auf mehr Gäste. 2021 zählte die Stadt 4,2 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber 2020, aber 65,5 Prozent weniger als 2019.
Mitarbeiter eines Hotels
Österreich
Österreich

Neue Stammsaisonier-Regelung bringt Planungssicherheit

Um dem Mitarbeitermangel im Tourismus entgegenzuwirken, erleichtert Österreich die Beschäftigung von Saisonarbeitskräften aus Drittstaaten. Dafür wurde nun eine neue Stammsaisonier-Regelung beschlossen.