Insolvente Fluggesellschaft

Air Berlin Insolvenz: Wie geht es weiter?

airberlin Flugzeug hebt ab
Die Zukunft der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin ist noch ungewiss. (Foto: © xumux/pixabay)
Die Fluglinie Air Berlin hat Insolvenz angemeldet. Was bedeutet das für Passagiere, die bereits ihren Hinflug hinter sich oder für die Zukunft schon fest Flüge gebucht haben? Und was passiert jetzt mit der Airline?
Mittwoch, 16.08.2017, 08:22 Uhr, Autor: Markus Jergler

Air Berlin will trotz Insolvenz mitten in der Ferienzeit weiter fliegen. „Alle Flüge der Air Berlin und Niki finden weiterhin statt“, versicherte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Dienstag. Zuvor hatte die chronisch defizitäre Airline einen Insolvenzantrag gestellt. Der Bund sichert aber mit einem Kredit den Flugbetrieb bis etwa Ende November, wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte. Bis dahin könne die Lufthansa Teile der insolventen Fluggesellschaft übernehmen.

„Die Flugpläne bleiben gültig, gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit, alle Flüge sind weiterhin buchbar“, teilte das Unternehmen mit, das täglich rund 80.000 Passagiere befördert. Der Touristik-Experte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Felix Methmann, erklärte, sollten Flüge nicht durchgeführt werden, treffe das vor allem Passagiere, die sich selbst ein Ticket gekauft haben. Anders als bei Pauschalreisen greife keine Absicherung. „Sie können nur hoffen, dass die Flüge tatsächlich durchgeführt werden“, sagte Methmann. Der Verband habe seit Jahren einen Insolvenzschutz für alle Flugreisenden gefordert. „Jetzt rächt sich die Untätigkeit der Bundesregierung und der EU.“

Wie geht es weiter mit Air Berlin
Nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin gehen die Sanierungsbemühungen für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft weiter. Vorstandschef Thomas Winkelmann verhandelt mit Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf von Teilen der Airline. Dabei arbeitet er nach Unternehmensangaben nun mit einem Generalbevollmächtigten zusammen, dem Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus. Als Sachwalter überwacht der Rechtsanwalt Lucas Flöther aus Halle für die Gläubiger das Verfahren.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit schloss negative Effekte im Flugbetrieb jedoch nicht aus. Ihr Vorstand Markus Wahl sagte der „Saarbrücker Zeitung“ am Mittwoch: „Ganz grundsätzlich kann ich nur dafür werben, dass die Kunden der Fluggesellschaft ihr Vertrauen schenken.“ Mit der Bundesregierung stehe ein potenter Kreditgeber im Hintergrund. Die Stiftung Warentest wies darauf hin, dass die Tickets gültig bleiben und Flüge weiterhin buchbar seien.

„Sollte Air Berlin den Flugbetrieb doch irgendwann einstellen und der Flug auch nicht von einer anderen Airline übernommen werden, erhalten Kunden wahrscheinlich nur wenig oder nichts vom Ticketpreis zurück“, warnte die Stiftung. Entschädigungsansprüche nach Flugstreichungen oder Verspätungen blieben zwar bestehen. „Ob die Airline aber solche Forderungen der Passagiere zahlen kann, hängt davon ab, wie es mit Air Berlin weitergeht“, hieß es. Bislang ist vor allem eine Teilübernahme durch die Lufthansa im Gespräch.

Was passiert mit den Ticketpreisen?
Eine Teilübernahme durch die Lufthansa muss nicht zwingend zu höheren Ticketpreisen für Passagiere führen, so Verbraucherschützer: „Es wird auch darauf ankommen, wer noch zum Zuge kommt“, sagte der Touristik-Experte der Verbraucherzentrale Bundesverband, Felix Methmann, der Deutschen Presse-Agentur. Der Wettbewerb auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt könne sich künftig durchaus verschärfen, erklärte er mit Blick auf die Angebote zahlreicher europäischer Billigfluggesellschaften.

Vor allem die irische Fluggesellschaft Ryanair hatte die Insolvenz und die staatliche Zwischenfinanzierung von 150 Millionen Euro scharf kritisiert. Sie laufe auf eine Übernahme der Air Berlin durch die Lufthansa hinaus und werde in Deutschland zu höheren Ticketpreisen führen.

Der Ryanair-Konkurrent Easyjet soll Branchengerüchten zufolge an Teilen von Air Berlin interessiert sein. Weder Easyjet noch Air Berlin wollten das bislang kommentieren. (dpa/MJ)

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