Hallwilersee will Werbe-Stopp
Anwohner des Hallwilersees (Schweizer Mittelland) sehen gern auswärtige Badegäste – allerdings nur von hinten, wenn sie wieder gehen, schreibt die Aargauer Zeitung in ihrem Artikel. Diesen Spruch höre man im Seetal gelegentlich. Was lustig klinge, sei ernst: Es gäbe Einheimische, die sich im Hochsommer nicht mehr heimisch fühlen. „Viele Beinwiler gehen an heissen Sonntagen nicht mehr an den See“, sagt Martin Burger, der den Verkehrsdienst der Gemeinde Beinwil am See leitet.
An Spitzentagen füllten sich die 3000 Parkplätze in Meisterschwanden und Beinwil am See rasch, der Verkehrsdienst müsse Badegäste mit Auto abweisen. Sogar aus Basel und Deutschland reisten die Touristen an. „Der Hallwilersee läuft am obersten Limit“, so Burger. „Ich frage mich, wo das hinführt.“ Auch Markus Basler, Bereichsleiter Verkehr bei der Regionalpolizei Lenzburg, ist besorgt: „Die Zahl der Badegäste nimmt jedes Jahr massiv zu“, sagt er.
Juwel nicht kaputtmachen
Was ist die Lösung? Der Seenger Gemeinderat Dieter Gugelmann meint, eine zu haben: „Wir müssen aufhören, den Hallwilersee auf Teufel komm raus touristisch zu fördern. Die Vermarktung hat Grenzen.“ Die Besucherströme am See drohen laut Gugelmann im Sommer aus dem Ruder zu laufen. „Man kann ein Juwel auch kaputtmachen, besser wäre Qualität statt Quantität.“ Gugelmann, in Seengen zuständig für den Verkehr, hält weiter fest: „Bei uns in der Gemeinde bringen die Besucher kaum Umsatz. Im Gegenteil: Der Tourismus kostet Geld, vor allem die Entsorgung des Abfalls ist teuer.“ Dieter Gugelmann ist nicht der Einzige, der bei der Vermarktung des Hallwilersees auf die Bremse stehen will. Auch der Landschaftsschutzverband Hallwilersee wünscht sich laut Aargauer Zeitung mehr Zurückhaltung. Denselben Wunsch äußern auch einige Seeanrainer in Beinwil am See.
Angesprochen sei in erster Linie Seetal Tourismus. Auch dessen Präsident René Bossard hört solche Stimmen: „Manchmal wird es wirklich sehr voll am See“, sagt Bossard. Der Ansturm beschränke sich aber auf einzelne Tage im Hochsommer. „Über das ganze Jahr betrachtet, ist der Tourismus keine Belastung, im Gegenteil: Die Besucher bringen den Betrieben im Seetal Geld und den Gemeinden Steuereinnahmen.“ Bossard hält laut Aargauer Zeitung zudem fest: „Wir vermarkten den Hallwilersee als solchen nicht, der See vermarktet sich von selber. Badegäste kommen mit oder ohne Werbung.“ (Aargauer Zeitung/CK)