ITB: Deutschlands Tourismus trotzt dem Terror
Dieses Gefühl, dass die Welt aus den Fugen zu geraten scheint – das hatte im vergangenen Jahr sicher der eine oder andere. Da waren der Terror in Brüssel oder Nizza, da waren Brexit und Trump und ein Putsch in der Türkei. In Zeiten von Chaos kann Deutschland da durchaus ein sicherer Hafen sein – vor allem, wenn es um das Thema Urlaub geht.
Und zumindest die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Neuer Spitzenwert bei den Übernachtungen – Rekord zum siebten Mal in Folge. Rund 447 Millionen Übernachtungen von in- und ausländischen Gästen zählte das Statistische Bundesamt für 2016 in Deutschland – ein Plus von drei Prozent gegenüber 2015.
Der Trend der vergangenen Jahre sei vor allem: kurz und spontan. Reinhard Meyer, Chef des Deutschen Tourismusverbandes, hebt hier besonders die Städtereisen hervor. Da habe Deutschland viel zu bieten.
Terror auch in Deutschland
Und so ganz richtig ist das mit dem Terror anderswo und dem sicheren Hafen Deutschland allerspätestens seit dem 19. Dezember 2016 auch nicht mehr. Damals steuerte der Tunesier Anis Amri einen Lastwagen auf einen Berliner Weihnachtsmarkt und tötete zwölf Menschen. Islamistischer Terror – auch in Deutschland.
Hat das Auswirkungen auf den Tourismus in der Hauptstadt? „Wir haben derzeit keinen Hinweis darauf, dass sich die Vorkommnisse dämpfend ausgewirkt haben“, sagt Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin. Man warte zwar noch auf die Zahlen, aber von dem, was etwa Hoteliers berichten, ließe sich nicht auf einen Rückgang der Urlauber schließen.
Berliner Bürger reagierten richtig
Kieker geht auch davon aus, dass die Art und Weise, wie Berlin mit dem Attentat umgegangen ist, eine wichtige Rolle spielt. „Die Stadt war trotzig und wollte sich nicht aus dem Takt bringen lassen“, sagt er. „Typisch Berlin – und das wurde auch gesehen.“ Was er allerdings schon länger beobachtet: Das Wachstum bei Reisenden aus Asien flacht ab.
Tourismusexperte Kirstges glaubt allerdings nicht an eine allgemeine Unsicherheit in Deutschland und geht nicht davon aus, dass etwa Städtereisen deutscher Urlauber von diesen Entwicklungen betroffen sind. „Städte besichtigen, Musicals anschauen – ich denke nicht, dass die Leute das jetzt weniger machen“, sagt er. Da müsse schon regelmäßig etwas passieren. (dpa / FL)