Untersuchung

Studie beleuchtet die Zukunft des Cluburlaubs

Eine Urlauberin mit einem Cocktail in der Hand
Urlaube in Clubresorts sind nach wie vor beliebt. Doch die Anlagenbetreiber müssen sich auf neue Erwartungen der Gäste einstellen. (© Maridav/Fotolia)
Ferien in Clubresorts sind beliebt und noch immer zieht es viele Urlauber in solche Anlagen. Mit der Kreuzfahrtbranche trat allerdings eine starke Konkurrenz auf den Markt. Die Betreiber reagieren jetzt mit neuen Angeboten.
Dienstag, 10.09.2019, 12:43 Uhr, Autor: Thomas Hack

Morgens Frühstück am Buffet, danach zum Tennisunterricht, mittags ein kleiner Snack am Pool. Dann zum Golfen, Surfen oder Mountainbiking und nach dem Dinner noch zum Konzert ins Amphitheater. Keine Frage: Cluburlaub ist nichts für Müßiggänger. „Es ist eine spezielle Urlaubsform“, erklärt Prof. Martin Lohmann vom NIT Institut für Tourismus- und Bäderforschung das Konzept, „viele touristische Leistungen, die man gerne in den Ferien hätte, in einem umgrenzten Raum für eine begrenzte Anzahl von Leuten anzubieten“. Bei Urlaubern kommt das offenbar gut an: Laut der aktuellen Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) bevorzugen knapp elf Prozent das Konzept Cluburlaub. „Die Urlaubsform hat eine große Relevanz im Markt“, sagt auch Andreas Pospiech, Geschäftsführer von Tui Magic Life, einer Clubsparte des Konzerns. Ein Grund für die Attraktivität: „Im Cluburlaub müssen Urlauber sich im Prinzip um nichts kümmern“, erklärt Lohmann.

Budgetsicherheit und zahlreiche Aktivitäten direkt vor Ort

Die Budgetsicherheit ist einer der Vorteile, die auch Pospiech beim Urlaub im Club sieht. „Gezahlt wird nur der Reisepreis“, sagt der Tui-Manager. „Die zehn Softdrinks, die die Kinder vielleicht an der Bar bestellen, sind im Preis mit drin.“ So gebe es am Ende keine bösen Überraschungen bei der Abrechnung. „Cluburlaub ist etwas für aktive Menschen, die gerne aus einem großen Angebot wählen und ihren Urlaub in netter Gesellschaft verbringen möchten“, ergänzt Stefanie Brandes, Geschäftsführerin von Aldiana, der Clubmarke von Thomas Cook. „Viele von ihnen lieben es, bei uns im Club einmal etwas Neues auszuprobieren, sei es eine neue Sportart, ein neues Gericht oder eine neue Anwendung im Spa.“ Entsprechend groß ist in der Regel auch das Angebot in den Clubs: Fitnesskurse, Bodyweight-Training, Aerobic, Windsurfen, Kanufahren, Wasserski, Wakeboard, Katamaran-Regatta, Golf, Fußball, Tennis, Nordic Walking, Mountainbikes, Bogenschießen – kaum eine Sportart, die nicht angeboten wird.

Konkurrenz auf dem Wasser

Doch seit Beginn der Cluburlaube 1950 auf Mallorca hat sich einiges geändert. War Mallorca zum Beispiel in den Anfängen des Cluburlaubs noch vergleichsweise exotisch, zählt es heute fast schon zu Naherholungszielen. „Das Konzept ist inzwischen ausgefranst“, sagt daher Reiseforscher Lohmann. Nicht zuletzt, weil der Cluburlaub erfolgreiche Konkurrenz bekommen hat: Kreuzfahrten. Reisenden werde auf den Schiffen ein ähnliches Programm geboten. „Insofern ist Cluburlaub jetzt nicht mehr so originell, wie das vor 20 oder 30 Jahren der Fall war.“ Und Kreuzfahrten nehmen an Beliebtheit stetig zu. Mit einem ähnlichen Rundum-Sorglos-Programm ziehen die Reedereien immer mehr Reisende auf ihre Schiffe. Außerdem sind Urlauber neugieriger und flexibler als früher: „Sie nutzen heute sehr viele Urlaubsangebote mit großem Vergnügen, ohne sich sklavisch daran zu halten“, sagt Lohmann. Wer in einem Jahr in den Club fahre, gehe vielleicht im Jahr darauf Wandern und mache dann Urlaub im Luxusresort. Die Zuordnung von Zielgruppen werde immer schwieriger.

Anbieter passen Angebot an

Die Anbieter versuchen, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten: „Das Konzept muss sich immer wieder anpassen“, sagt Tui-Manager Pospiech. Zwar bleibt das Grundbedürfnis der Urlauber nach Erholung immer gleich. Heutige Kunden seien aber trendbewusster und wollten auch nicht mehr so aufdringlich unterhalten werden. „Während der Cluburlaub in den 1970er Jahre noch stark durch das bunte Animationsprogramm geprägt war, wird Entertainment heute leiser und unaufgeregter gespielt“, erklärt Mäser. Und so versuchen die Clubs mit besonderen Angeboten, Gäste für sich zu gewinnen. Bei Aldiana zum Beispiel können sie in bestimmten Wochen mit ehemaligen oder amtierenden Weltmeistern und Olympiasiegern trainieren. Robinson setzt auf Trendsportarten und ein Streetfood-Konzept. Und Tui Magic Life bietet in seinen Clubs unter anderem Thementage zu bestimmten Motto und auf neue Unterhaltungskonzepte, zum Beispiel die Silent Party, bei der jeder Gast zum Tanzen seine eigene Playlist über Kopfhörer hört. Aber nicht nur ins Konzept investieren die Unternehmen. Das Angebot an Clubs wird größer: Robinson etwa eröffnet Mitte Dezember 2019 einen neuen Club auf der kapverdischen Insel Sal und im Mai 2020 einen auf Kreta. Auch Tui Magic Life hat 2020 drei Clubs eröffnet. „Der Markt hat auf jeden Fall Potenzial“, glaubt Pospiech. (dpa/TH)

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