Thomas Cook-Insolvenz

„Trends zur Individualisierung wurden verschlafen“

Gepäck an einem Flughafen mit Flugzeug auf Rollfeld
Die Thomas Cook-Pleite hat die Pauschalreise-Branche kräftig durcheinandergewirbelt. Überraschend kam die Insolvenz für etliche Insider nicht. (© fotolia.com/Ralf Geithe)
Branchen-Insider Axel Schmiegelow über die Ursachen der Mega-Pleite, die in der gesamten europäischen Reisebranche Wellen schlägt. Ähnlich aufgestellte Unternehmen könnte es dabei als nächste treffen.
Mittwoch, 25.09.2019, 13:55 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

“Wenn ein großer Reisekonzern wie Thomas Cook plötzlich scheitert, stellt sich die Frage, ob einfache Erklärungen wie die Hitzewelle im Sommer oder der Schuldenberg beschreiben, was geschehen ist. Aus langjähriger Beobachtung und Kenntnis des Konzerns sind dies allenfalls auslösende Ereignisse, aber nicht die Ursachen des Scheiterns“, erklärt Axel Schmiegelow, Gründer & CEO des digitalen Reiseveranstalters, zu den Ursachen der Insolvenz von Thomas Cook.

Diese Ursachen seien grundlegend darin zu sehen, dass Thomas Cook wesentliche Entwicklungen des Markts verpasst habe:

  • Kunden wollen individuelle Reiseangebote, die sich an Erlebnissen ausrichten. Keiner möchte mehr in Standard-Hotels untergebracht werden.
  • Das Internet und Plattformen wie Instagram bieten digitale Unterlagen und effiziente Online-Abläufe. Jeder Kunde kann heute auch direkt über das Internet Flüge und Hotels buchen.
  • Reisende möchten ihren Reisen einen Sinn geben und wünschen sich, dass diese auch nachhaltig sind.

Differenzierte Ansprache von Reisekunden gefragt

„Menschen wollen nicht einfach nur eine (Pauschal-)Reise sondern Erlebnisse, die individuell auf sie zugeschnitten sind, ihrem Geldbeutel und ihren Interessen entsprechen.Thomas Cook hat eindeutig diese Trends zur Individualisierung, zur differenzierten Ansprache von Reisekunden und den notwendigen Schritt zur Nachhaltigkeit komplett verschlafen“, so Schmiegelow.

Noch immer würden Reisekonzerne versuchen, mit hohen Rabatten Kunden anzulocken und sich dabei auf Kampfpreise einlassen. TUI und Dertour könnten also bereits die nächsten sein, die es ins Abseits zieht. Das Problem seien hier vor allem die veralteten Strukturen, denn mehr als 50 Prozent des Reisepreises würden nach Schmiegelows Erfahrung für Verwaltung, Vertrieb und ineffiziente Prozesse aufgewendet und kämen nicht der Qualität des Urlaubserlebnisses zu Gute oder im Reiseland an.

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