Gegen Massentourismus

Venedig verlangt wieder Eintritt

Venedig
Venedig will in diesem Jahr wieder Eintrittsgeld verlangen – und zwar doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. (Foto: © Jaroslav Moravcik/stock.adobe.com)
Als erste Stadt der Welt hatte Venedig im vergangenen Jahr von Kurzbesuchern testweise ein Eintrittsgeld verlangt. Abgeschreckt hat das die wenigsten. Zuletzt war die Lagunenstadt für Tagesbesucher wieder gratis. Das soll sich nun aber ändern – und es wird sogar doppelt so teuer.
Mittwoch, 16.04.2025, 15:10 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Der Eintritt in Venedig kostet bald wieder – und zwar so viel wie noch nie: Tagesbesucher müssen künftig bis zu zehn Euro zahlen, wenn sie für ein paar Stunden durch die italienische Lagunenstadt an der Adria schlendern wollen. Bei der Premiere im vergangenen Jahr war es nur die Hälfte. 

Die Bezahl-Saison 2025 beginnt zu Ostern: In der ersten Runde wird von Karfreitag bis zum ersten Wochenende im Mai durchgehend jeden Tag Eintritt fällig. Insgesamt muss in diesem Jahr an 54 Tagen gezahlt werden, fast bis in den August hinein. Auch das ist fast doppelt so viel wie vergangenes Jahr.

Fünf Euro für Frühbucher – für die anderen zehn

2024 hatte Venedig als erste Stadt der Welt von Kurzbesuchern Eintritt verlangt – wie in einem Museum. Wer kein Ticket hatte, lief Gefahr, bis zu 300 Euro Strafe zahlen zu müssen. Davon abschrecken ließ sich jedoch kaum jemand. Im Gegenteil: Die Besucherzahlen für die mehr als anderthalb Jahrtausende alte Stadt, die unter dem Massentourismus schwer zu leiden hat, gingen noch weiter in die Höhe. 

Im Grundsatz läuft alles weiter wie bisher – nur, dass jetzt häufiger und mehr gezahlt werden muss. Wer frühzeitig bucht, darf weiterhin für fünf Euro in die Stadt. Wer sich bis drei Tage vor dem Besuch (oder noch länger) Zeit lässt, muss künftig allerdings das Doppelte blechen.

Bürgermeister Luigi Brugnaro nannte ausdrücklich als Ziel, Touristen zu bestimmten Terminen vom Besuch abhalten zu wollen. „Venedig ist die erste Stadt der Welt, die sich mit dem Problem des Übertourismus auseinandersetzt.“

2,4 Millionen Euro Einnahmen im vergangenen Jahr

Von Anfang Mai bis Ende Juli wird dann an allen Wochenenden Eintritt fällig, immer freitags bis sonntags. Gezahlt werden muss zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr.

Vergangenes Jahr wurden 485.000 zahlende Besucher registriert, was der Stadt mehr als 2,4 Millionen Euro in die Kassen brachte. Das bedeutet allerdings auch, dass sich viele Touristen vorbeimogelten. Die Kosten für Entwicklung und Betrieb des Systems sind längst noch nicht gedeckt. Übernachtungsgäste müssen nach wie vor keinen Eintritt zahlen, aber Kurtaxe.

Der Strom an Besuchern bringt der Stadt viel Geld ein, bereitet aber auch große Probleme. Heute leben im Zentrum mit seinen Hunderten Kanälen keine 50.000 Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. Pro Jahr kommen mehr als 15 Millionen Besucher. Tendenz: steigend. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. 

Eine Tasse Cappuccino teurer als Eintritt

Allerdings haben viele Zweifel, ob die Gebühr jemals etwas bringt. Auch zehn Euro Eintritt dürften nur die wenigsten abhalten. Die Stadt ist ohnehin nicht billig: Am Markusplatz kostet eine einzige Tasse Cappuccino auch jetzt noch mehr als der Eintritt.

Für Einheimische bleibt die Stadt selbstverständlich gratis. Ausgenommen von der Gebühr sind nach wie vor auch Kinder unter 14 Jahren sowie einige andere Gruppen. Auf eine Obergrenze, wann Venedig wegen zu vieler Besucher dichtgemacht wird, wollen die Stadtoberen weiterhin verzichten. 

Bezahlt wird in der Regel damit, dass man sich vor der Ankunft übers Internet einen QR-Code besorgt und aufs Handy lädt. Das Modell wird weltweit auch von anderen Städten verfolgt, die unter Massentourismus leiden.

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Venedig
Eintrittsgeld
Eintrittsgeld

Venedig erhöht Eintrittspreis für Touristen

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig seit diesem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern. Fünf Euro mussten Tages-Touristen bisher für einen Besuch in der Lagunenstadt zahlen. Nun soll es deutlich teurer werden. Und damit nicht genug.
Massentourismus in Venedig
Interview
Interview

Eintrittsgelder als Lösung gegen Massentourismus?

In Venedig wird mittlerweile Eintrittsgeld verlangt, auf den Kanaren protestierten dieses Jahr Zehntausende gegen Massentourismus: Das Thema „Overtourism“ ist in diesem Jahr wieder besonders präsent. Im Interview erläutert Tourismusforscher Christian Laesser, ob Eintrittsgelder eine Lösung gegen steigende Besucherzahlen sind.
Venedig
Bilanz
Bilanz

Venedig: Eintrittsgelder bringen 5,4 Millionen Euro ein

Seit Ostern hatte die Lagunenstadt wieder Eintrittsgebühren von Tagesbesuchern verlangt. Nun ist die zweite Testphase vorbei – und die Stadt zieht vorläufig Bilanz.
Venedig.
Tourismus
Tourismus

Venedig: Wann kommt das Touristen-Ticket?

Jedes Jahr strömen Millionen von Touristen in die Lagunenstadt. Einwohner sind genervt. Sie fordern einen Eintrittspreis für Touristen. Wann wird darüber entschieden?
Fröhliches Paar fotografiert sich selbst vor dem Kolloseum
Touristenverhalten
Touristenverhalten

Reisen – früher und heute

In nur wenigen Jahren haben sich unser Reiseverhalten und der Tourismus rasant verändert. Fünf Punkte zeigen den Unterschied zu früher.
Thüringer Landtag
Debatte
Debatte

Idee für den Tourismus: Barrierefreier Rennsteig

Während einer Debatte über die Zukunft des Tourismus hat sich die Landesregierung gegen Versuche gewehrt, die Branche schlechtzureden – während aus der Regierungskoalition neue Vorschläge kommen.
Bahnstrecke der Marschbahn auf der Nordseeinsel Sylt am Bahnübergang BÜ 155 Raitkoog nahe dem Ort Achsum, Zug auf dem Abschnitt zwischen den Orten Westerland und Niebüll kurz vor dem Hindenburgdamm
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein

Tourismusverband drängt auf Ausbau der Marschbahn

Die Marschbahn verbindet Hamburg mit Sylt. Doch zwischen Niebüll und der Nordseeinsel rollt der Zug nur auf einem Gleis. Der Tourismusverband Schleswig-Holsteins drängt auf eine Verbesserung.
Zwei Menschen laufen mit Regenschirm über den Strand
Sommerflaute
Sommerflaute

Weniger Übernachtungen im Juli

Trotz eines leichten Rückgangs bei den Übernachtungszahlen im Juli 2025 bleibt die Jahresbilanz der deutschen Tourismusbranche nahezu auf Rekordniveau.
Strand in Mecklenburg-Vorpommern
Statistik
Statistik

Positive Zwischenbilanz für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern

Das Sommerwetter war für Urlaub an der Ostsee in diesem Jahr nicht immer optimal. Doch zeigt sich die Branche mit dem bisherigen Saisonverlauf weitgehend zufrieden. Sorgen gibt es dennoch.