Isländer sind genervt

Wie viele Touristen erträgt Island? – Die Stimmung droht zu kippen

Frau in Winteroutfit
Die neuen Tourismusentwicklungen auf der Island gefällt vielen Bewohnern der Insel weniger gut. (©Alexey Kuznetsov/Fotolia)
Der Tourismus bringt Island ordentlich Geld ein. Doch so langsam sind einige Bewohner die Massen satt.
Freitag, 10.11.2017, 11:34 Uhr, Autor: Thomas Hack

Bislang hießen die Isländer die wachsenden Touristenmassen herzlich willkommen – doch nach Branchen-Einschätzung droht die Stimmung jetzt zu kippen. „Wir sehen Zeichen, dass die Toleranz gegenüber den Touristen abnimmt, vor allem in den beliebtesten Gegenden“, sagt die Direktorin des isländischen Tourismusindustrie-Verbands, Helga Árnadóttir dazu. Dies sei für den zweitwichtigsten Wirtschaftszweig auf der Vulkaninsel eine große Gefahr. „Das müssen wir ernst nehmen.“

Besucheranzahl hat sich vervierfacht
Der Tourismus sei für Island nach der schweren Finanz- und Bankenkrise ein Lebensretter gewesen, bemerkte Árnadóttir weiter. Die Islandsbank prognostiziere für dieses Jahr rund 2,3 Millionen Besucher – ein sattes Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2010 habe sich ihre Zahl in dem kleinen 330.000-Einwohner-Land mehr als vervierfacht. Deutsche seien nach US-Amerikanern die häufigsten Besucher. „Die meisten Isländer stehen dem Tourismus immer noch positiv gegenüber und verstehen seine Bedeutung“, sagt Árnadóttir dazu.

Beschwerden über Vandalismus, Eintrittsgelder und fehlende Toiletten
Möglicherweise aber brauche die Branche Grenzen. „Wie viele Gebäude in Reykjavik dürfen Hotels sein? Wie viele Restaurants? Wie viele Wohnungen wollen wir vermieten? Diese Entscheidungen muss die Regierung treffen“, forderte die Tourismusdirektorin. Einheimische würden sich vor allem über Vandalismus, die neu eingeführten Eintrittsgelder für Nationalparks, steigende Preise und Hotelbaustellen beschweren. Im vergangenen Jahr hat es offensichtlich wochenlange Diskussionen gegeben, weil öffentliche Toiletten fehlten und Touristen ihre Notdurft am Rand von Straßen und Privatgrundstücken verrichteten.

Viele Bauern haben mit dem Tourismus ein zweites Standbein gefunden
Der Tourismus habe aber auch positive Seiten, betonte Árnadóttir: „Wir haben jetzt Restaurants überall im Land, wo es früher nur Hotdog-Buden gab. Das hat die Lebensqualität der Menschen bereichert.» Viele Bauern auf dem Land hätten mit dem Tourismus ein zweites Standbein gefunden. Touristen würden laut Islandsbank fast 40 Prozent der isländischen Deviseneinnahmen einbringen. Jeder Besucher träge umgerechnet rund 1.600 Euro zur heimischen Wirtschaft bei. Die Hälfte der seit 2010 geschaffenen Jobs habe direkt oder indirekt mit dem Tourismus zu tun. (dpa/TH)

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