Wird die Annahme von Reisegutscheinen verpflichtend?
Wird die Akzeptanz von Gutscheinen statt Geld-Zurückzahlung bei abgesagten Reise Pflicht? Die EU-Kommission zieht nun nach einem Streit mit Deutschland Änderungen in Erwägung. Das Thema sei heikel, sagte Vizepräsidentin Věra Jourová dazu jüngst. Es gelte, eine Balance zu finden zwischen starken Verbraucherrechten und der Liquidität der Reiseanbieter. Daher suche man eine umsetzbare Lösung. Das könnte bedeuten, dass ein Gesetzesvorschlag gemacht werde. Die Debatte sei aber noch nicht abgeschlossen, betonte Jourová.
In Deutschland will die Bundesregierung Verbraucher verpflichten, bei Reiseabsagen in der Corona-Krise vorerst einen Gutschein statt einer Erstattung zu akzeptieren. Die Gutscheine sollen bis Ende 2021 gültig sein. Das Ziel: mögliche Erstattungen in Milliardenhöhe zu strecken und Reiseveranstalter finanziell flüssig zu halten. Auf der anderen Seite garantieren die EU-Regeln Kunden aber ein Wahlrecht, ob sie einen Gutschein akzeptieren oder eine Erstattung bevorzugen. Stimmen Verbraucher nicht zu, muss der Veranstalter laut EU-Recht zahlen.
Der wirtschaftliche Druck in der Reisebranche steigt
Wie die Vizepräsidentin der EU-Kommission weiter mitteilte, hätten einige Mitgliedsstaaten Gesetze vorgeschlagen, die die Verbraucherrechte schwächen würden. Mit diesen EU-Staaten bleibe man im Dialog. Die Kommission will demnächst einen umfassenden Vorschlag für eine gemeinsame Linie der EU-Staaten vor der Sommersaison präsentieren, wie ein Sprecher ergänzte.
Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, hatte am Wochenende gewarnt, der wirtschaftliche Druck werde von Tag zu Tag größer. Andere EU-Länder hätten den obligatorischen Gutschein bereits gesetzlich eingeführt.
(dpa/KP)