Valencia: Das Beste aus Spanien in einer Stadt
Zwischen Paella, Palästen und Palmen: Warum Valencia die vielleicht charmanteste Stadt Spaniens ist
von Gabriele GugetzerIn Andalusien ist es grotesk heiß, in Barcelona hysterisch voll, in Madrid regiert die Hektik, auf Mallorca werden Besucher ausgebuht. In Valencia ist es schön entspannt, auf Schritt und Tritt. Die drittgrößte Stadt Spaniens liegt an der Ostküste und guckt aufs Mittelmeer. Italienisches Dolce Vita ist deswegen zwar nicht an den Strand geschwappt – Spanier sind halt Spanier. Doch in Valencia kennt man lässige Lebensqualität.
Märkte, Mandelmilch- und Rooftopbars, Cafés, Fangfrisches aus dem Meer, kühlende Grünzonen, nächtliches Treiben inmitten gotischen Gemäuers, sehr freundliche Menschen, ein gepflegtes Stadtbild – hier lässt es sich leben. Die Aufräumarbeiten nach den Überschwemmungen, die die Region im letzten Oktober zum Thema in den Medien machten, dauern zwar an, aber die atmosphärische Innenstadt Valencias war von den Fluten nicht betroffen.
Europas Gemüsegarten und ein Netz von Bewässerungskanälen
Als echtes Alleinstellungsmerkmal ist vor allem die Huerta zu nennen. Diese landwirtschaftliche Region vor den Toren der Stadt ist 28 Quadratkilometer groß. Das klingt nach Agribusiness, ist aber etwas ganz anderes. Das Bewässerungssystem, der Schlüssel zum Erfolg in dieser trockenen Gegend, wurde vor 1.200 Jahren während der maurischen Zeit gebaut und läuft bis heute wie ein Volkswagen.
Der MERCAdO CENTRAL zählt zu den grossen Frischemärkten Europas und macht richtig Spaß.
Europaweit agierende Großkonzerne wie San Lucar sind hier angesiedelt, daneben beackern Kleingärtner ihre Parzellen. Kein Wunder, dass die Vereinten Nationen dieses System von Gemüsegärten als vorbildliches Weltlandwirtschaftserbe deklariert haben. Orangen, Melonen, Zitronen, Tomaten, Kaki und Zwiebeln werden angebaut, überdies die Erdmandel, aus der die lokale Erfrischungsmilch Horchata gemacht wird.
Zudem ist die Huerta ein Naherholungsgebiet, das man mit dem Rad erkunden kann. Mitten in dieser ländlichen Idylle steht das Landhaus Villa Indiano, in das man einziehen möchte. Das geht zwar nicht, aber es wird fein gekocht im traditionellen Stil, besonders für den Mittagstisch in gepflegter Runde bietet sich ein Besuch an. Schöne Bubbles gibt’s, allein das Kindermenü mit Croquetas Jamón Ibérico und Patatas Bravas lässt sich nicht lumpen, Gärtnerkurse für die Kleinen werden auch angeboten. Die U-Bahn hält auf der anderen Straßenseite, ruckzuck ist man wieder in der Innenstadt.
„Reis ist unsere Identität“
Reisanbau und die Paella haben lange Tradition. Für Reisfans, die sich Japan nicht leisten können, ist diese Region ein Paradies. Selbst im Lebensmitteleinzelhandel steht die Ernte aus dem nahegelegenen Reisanbaugebiet Albufera. Dekorativ in bedrucktes Leinen verpackt sind die Gebinde, mit Details zu Ernte und Sorte versehen, rückverfolgbar auf den jeweiligen Hersteller, und ein Indiz darauf, wie stolz die Valencianer auf ihren Reis sind.
Dreimal Paella
Der Reis
Arroz de Valencia ist ein Rundkornreis, der sich durch Cremigkeit und die Fähigkeit auszeichnet, gut Flüssigkeit aufzunehmen und nach dem Kochen die Form zu behalten. Zu den besten Sorten gehören J. Sendra, Bomba, Senia, Cebolla und die Neuzüchtung Albufera.
Die Zutaten
Fisch und Fleisch werden nicht kombiniert, schon gar nicht gehören Erbsen oder Zitronenschnitze auf eine Paella. Paella mit Hühnchen und Kaninchen, Paella mit Aal aus der Albufera und Tintenfisch und Paella mit Meeresfrüchten sind Klassiker. Safran kommt wie Tomaten dazu.
Die Pfanne
Eine Paella misst durchschnittlich zwischen 35 und 40 Zentimetern und ist das ultimative Communal Dining. Im Bon Aire gehen allerdings auch Pfannen raus, die 25 Gäste satt machen. Die Feuerstellen in der Küche sind entsprechend groß.