Sich in sein Gegenüber hineinversetzen

Wie kann die Berufsschullehrerin reagieren, wenn eine Schülerin aufgrund langer Fingernägel keine Handschuhe tragen will, welche aber aus hygieni­schen Gründen in der Küche Vorschrift sind? Was kann man tun, wenn es zwischen Mitarbeitenden zu Beleidigungen kommt? Wie verhalte ich mich, wenn der Azubi trotz mehrmaliger Ansagen immer zu spät kommt? 

Analysen bereits erlebter Alltagssituationen sollten den Teilnehmern zunächst ausschlaggebende Rahmenbedingungen dafür aufzeigen, welche Faktoren zu einer erfolgreichen Kommunikation unter Mitarbeitern beitragen und wodurch hingegen Missverständnisse hervorgerufen werden. Kulturelle Barrieren, unklare Erwartungshaltungen, der Umgang auf Augenhöhe und Sympathieverhältnisse waren hier nur einige wenige Anhaltspunkte, die die Teilnehmer eruierten. 

Workshop-Leiterin Simone Oßwald gab den Teilnehmern hilfreiche Tipps, die im Berufsalltag Anwendung finden.
Workshop-Leiterin Simone Oßwald gab den Teilnehmern hilfreiche Tipps, die im Berufsalltag Anwendung finden. Foto: BdS/Paul Günther

Ein aktives Rollenspiel gab den Teilnehmern anschließend Gelegenheit, sich in die Lage ihres Gegenübers zu versetzen – und damit auch mehr Verständnis für dessen Reaktionen zu ­bekommen und die Dynamik eines Gesprächs besser einordnen zu können. „Es ist schon erstaunlich, wie viel lockerer die jungen Generationen heut-zutage mit dem Thema Ausbildung umgehen“, berichtet Teilnehmerin Jasmin Bibinger von Alpenhain aus ihrem Berufsalltag. 

Dem stimmt auch Katja Petzak, Ausbildungsbetreuerin bei Junge – Die Bäckerei aus Lübeck, bei: „Wir merken aktuell, dass gerade die coronageprägten Auszubildenden mehr auf Work-Life-Balance statt auf ein hohes Einkommen setzen. Bei frisch Ausgelernten ist beispielsweise der Anspruch auf eine Vier-Tage-Woche keinesfalls eine Seltenheit mehr.“ Im Verlauf des Workshops übten die Teilnehmer zudem, Verständnisfragen zu stellen, um herauszufinden, was hinter einer Situation stecken kann.

Die Konzentration fördern, die Stimmung lockern: Kleine Übungen können hierzu im Alltag beitragen.
Die Konzentration fördern, die Stimmung lockern: Kleine Übungen können hierzu im Alltag beitragen. Foto: BdS/Paul Günther

Mehr Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen

Die angeregten Diskussionen zeigten, wie aktuell das Thema Kommunikation mit jungen Auszubildenden ist. Jeder und jede hat bislang ganz eigene Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Denkanstöße und Tipps für den Ausbildungsalltag gab es beim Workshop zahlreich. „Als Berufs­schullehrer ist man wenig im Geschehen des Berufs- alltages involviert, umso hilfreicher ist dann der Austausch bei Workshops wie diesem – jene, die tagtäglich mit den Auszubildenden im Job arbeiten, liefern uns hier wichtige Hilfestellungen“, schildert Teilnehmer Eugen Barth, IHK-Prüfer und Berufs­schullehrer an der Paul-Kerschensteiner Schule in Bad Überkingen.

Vielen der Teilnehmer wurde an diesem Tag ganz bewusst klar, dass es für eine erfolgreiche Kommunikation mit den Nachwuchskräften oftmals sehr viel mehr an Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen bedarf. Nur mit einer vertrauensvollen Kommunikation ist eine effektive Zusammen­arbeit möglich. Vor allem aber muss auch die Bereitschaft zu einer guten Kommunikation vorhanden sein. Denn, so Kursleiterin Simone Oßwald: „Der wichtigste Satz in der Kommunikation lautet ‚Erst verstehen wollen, dann verstanden werden‘.“ Dabei dürften künftig die guten Vorsätze helfen, die jeder Teilnehmer für sich formu­lierte. Zum Beispiel diese: Sich besser auf Gespräche vorbereiten und unvoreingenommener in Gespräche gehen, auf Augenhöhe kommunizieren und sich vor allem genügend Zeit für ein Gespräch nehmen.

Austausch der Teilnehmer
Beim Workshop wurden zahlreiche neue Kontakte geknüpft und alte Bekanntschaften aufgefrischt. Foto: BdS/Paul Günther

Gemütlicher Ausklang und Erfahrungsaustausch

Nach dem Workshop ging es zum gemütlichen Ausklang ins Münchner Restaurant „Zum Franziskaner“. Bei leckeren Schmankerln wurde den Gästen die brandneue BdS-Ausbildungsseite vorgestellt. Sie konnten sich weiter mit Branchenkollegen austau- schen – auch über die ersten Erfahrungen zur Neuordnung der systemgastronomischen Ausbildungsberufe. 

Conrad Krödel von der Beruflichen Schule in Elmshorn informierte und stand für Fragen bereit. Am Ende des Tages freute sich BdS-Ausbildungsrefe­rentin Nicole Campe, die seit Jahren für das Ausbildertreffen verantwortlich ist, über die gelungene Veranstaltung: „Ich bin begeistert, mit welcher Leidenschaft sich die Ausbildungsverantwortlichen für das Thema Ausbildung engagieren. Herzlichen Dank dafür!“

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