Innerer Wert einer Aktie (Buchwert, Substanzwert einer Aktie)

Der innere Wert einer Aktie drückt den Eigenkapitalanteil aus, der hinter einer Aktie steckt. In unserem Beispiel vorhin betrug das Eigenkapital am Jahresende 15 Mio. Euro. Wenn also 10 Mio. Aktien dieser AG existieren, beträgt der innerer Wert je Aktie: 15 Mio. Euro Eigenkapital geteilt durch die Aktienanzahl von 10 Mio. Aktien, also 1,5 Euro je Aktie.

Was sagen die der bisherigen Kennziffern im Zusammenhang aus?

Während der Anteil am Grundkapital (im Beispiel 1 Euro) beträgt, stellt der innere Wert den Anteil einer Aktie am gesamten Eigenkapital dar (im Beispiel 1,5 Euro je Aktie). Angenommen durch Angebot und Nachfrage an einem Handelsplatz beträgt der Aktienkurs 5 Euro, was sagt dies dann aus?

Es besagt, dass, obwohl nur 1,5 Euro Eigenkapital hinter einer Aktie stecken, die Aktie am Markt aber mit 5 Euro bewertet wird. Wie ist der Unterschied zu erklären? Der Markt traut der Aktie in Zukunft wohl noch mehr Gewinne, sprich weiteres Kurspotenzial, zu. Man spricht auch von „Zukunftsmusik, die in die Aktie eingepreist ist“. In der sogenannten Internet- bzw. dot.com-Blase zur Jahrtausendwende gab es viele Internetaktien, die mit dem Hundertfachen und mehr ihres inneren Wertes gehandelt wurden, also völlig überbewertet waren und trotzdem wurden die Aktien weiter gekauft, weil die Käufer dachten, da ist noch mehr drin.

Manchmal hört man auch, dass eine Aktie unterbewertet ist, das bedeutet im Gegenzug, dass die Aktie mehr inneren Wert, also Eigenkapital je Aktie hat, als es dem Preis entspricht, zu dem sie an der Börse gekauft werden kann. In diesem Fall traut man der Aktie also nicht zu, dass sie sich erholt bzw. man verbindet Risiken mit dem Kauf einer solchen Aktie, z.B. weil man glaubt, dass die AG keine Gewinne in der Zukunft erzielen kann oder dass die Gefahr weiterer Verluste mit dem bestehenden Geschäftsmodell besteht.

Wenn man an einzelnen Aktien interessiert ist, sollte dies bedacht werden, denn wenn eine Aktie stark überbewertet ist, kann es natürlich ganz schnell „gen Süden“, also abwärts, gehen mit der Aktie. In vielen Börsenmitteilungen oder im Bereich „Informer“ von Direktbanken (siehe späterer Artikel) ist ein sogenannter Buchwert angegeben, der den inneren Wert einer Aktie widerspiegelt. Über den Vergleich des Buchwerts mit dem aktuellen Aktienkurs kann dann eine Über- oder Unterbewertung erkannt werden.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis wird gebildet, indem man den Kurs der Aktie (also den Preis, zu dem die Aktie an der Börse gehandelt wird) durch den Gewinn des letzten Jahres oder einen erwarteten künftigen Gewinn dividiert. Wird z.B. eine Pharmaaktie A aus Deutschland zu einem Kurs von 100 Euro gehandelt und der erwartete Gewinn pro Aktie in diesem Jahr beträgt 8 Euro, dann entspricht das einem KGV von 12,5.

Damit wird ausgedrückt, mit dem wie viel Fachen des erwarteten Gewinns die Aktie im Moment an der Börse gehandelt wird. Wenn man also die Aktie zu 100 Euro kauft und man davon ausgeht, dass der Jahresgewinn pro Aktie bei 8 Euro bleibt, dann hätte man nach 12,5 Jahren den aktuellen Aktienkurs wieder hereingeholt. Angenommen eine andere deutsche Pharmaaktie B hätte aktuell einen Kurs von 80 Euro und der erwartete Gewinn wäre 10 Euro je Aktie, dann betrüge das KGV von Aktie B 8 Euro. Angenommen ein Anleger hat sich entschieden, eine deutsche Pharmaaktie zu kaufen und er möchte seine Entscheidung vom KGV abhängig machen, dann würde er die Pharmaaktie B kaufen. Warum? Er müsste nur 8 Jahre warten, um seinen Einsatz von 80 Euro für Aktie B wieder herein zu holen anstatt 12,5 Jahre für die Pharmaaktie A.

Welche Faktoren beeinflussen die Aktienkurse?

Diese Frage entscheidet maßgeblich sowohl die kurz- und langfristigen Entscheidungen, egal ob man in einzelne Aktien investiert oder in Aktienfonds oder ETF´s auf Aktien. Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, von denen hier nur einige aufgezählt werden sollen:

  • Fundamentale Daten: Fundamentale Daten zeigen die wirtschaftliche Kraft eines Unternehmens, man nennt sie auch „hard facts“. Dazu gehören v.a. gemachte und erwartete Umsätze, Gewinne und der Cash Flow (darunter versteht man die flüssigen Mittel, die mit Umsätzen erzielt werden, um zu damit investieren, Schulden zu tilgen oder Dividenden zu zahlen).
  • Die Charttechnik: Charts zeigen, wie sich der Aktienkurs in der Zeit entwickelt hat. Viele Investoren orientieren sich an diesen Charts mit dem Argument, der Kurs einer Aktie spiegele ja ohnehin wider, wie der Markt eine Aktie einschätzt, warum also noch tiefer graben, wenn sich doch die Überlegungen aller Marktteilnehmer ohnehin durch Angebot und Nachfrage im Aktienkurs ausdrücken. In der Charttechnik gibt es z.B. Unterstützungslinien die zeigen, bei welchem Kurs ein sinkender Aktienkurs wohl abgefangen werden könnte oder Widerstandslinien, die zeigen, dass es mit dem Aktienkurs bei Erreichen dieser Linie wohl nicht so ohne Weiteres gleich weiter nach oben geht usw. Sehr viele Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und immer mehr Privatanleger orientieren sich an der Entwicklung der Kursverläufe und bestimmen so die Aktienkurse mit. In den Veröffentlichungen wie Börsenzeitschriften werden häufig leicht verständliche Hinweise gegeben, wie z.B.: Die XY-Aktie hat einen Widerstand bei 45 Euro oder eine Unterstützung bei 37 Euro. Manche Anleger nehmen das zum Anlass, um bei Unterstützungen zu kaufen und bei Widerständen zu verkaufen.
  • Politische Einflüsse: Dazu gehört die politische Stabilität eines Landes: Gilt ein Land als politisch instabil, werden Aktien dieses Landes meist gemieden. Dazu gehört auch der Regulierungsgrad in einem Land, also das Ausmaß, in dem die Regierung dieses Landes durch Maßnahmen den freien Markt beeinflusst. Je mehr staatliche Maßnahmen (dies galt z.B. in Deutschland für den Bereich der Telekommunikation oder Energieversorgung), umso weniger bestimmen Angebot und Nachfrage den Kurs einer Aktie. Das bremst natürlich die Lust, in Aktien dieses Sektors oder Landes anzulegen. Dies ist trotz des am stärksten wachsenden Marktes China ein Grund für manche, nicht in chinesische Aktien zu investieren, da man Angst hat, die kommunistische Regierung Chinas könne wieder zu Regulierungsmaßnahmen greifen.
  • Wirtschaftliche Rahmendaten: Wirtschaftliche Rahmenfaktoren wie das Bruttoinlandsprodukt, die Inflationsrate, die Zahl der Arbeitslosen, die Zinsen etc. stellen einen wichtigen Aspekt für alle Anlageentscheidungen dar. Je höher z.B. das Bruttoinlandsprodukt eines Landes, umso mehr also produziert wird, umso mehr Arbeitskräfte werden eingestellt, die Lohn kassieren. Je mehr Lohn, umso mehr wird konsumiert und umso mehr steigen die Aktienkurse z.B. in der Konsumgüterindustrie.
  • Kapitalmaßnahmen der AG: Führt eine AG eine Kapitalerhöhung durch, z.B. im Verhältnis 2 :1 und angenommen das Grundkapital beträgt vor der Kapitalerhöhung 10 Mio. Euro, der Aktienkurs 10 Euro je Aktie und der Nennwert pro Aktie 1 Euro. Dann bedeutet dies, dass noch einmal die Hälfte des bestehenden Grundkapitals, also 5 Mio. Euro aufgestockt werden, das entspricht 5 Mio. neue Aktien (zusätzlich zu den existierenden 10 Mio. Aktien). Da jetzt mehr Aktien am Gewinn beteiligt sind, müsste sich Aktienkurs rein rechnerisch auf 6,67 Euro reduzieren.
    Kauft eine AG hingegen eigene Aktien im Rahmen eines Aktienrückkaufsprogrammes, erhöht sich der Aktienkurs, da die Nachfrage steigt und auch weil die AG so zum Ausdruck bringt, dass sie keine andere Kapitalanlage rentabler betrachtet als die eigene Aktie.
  • Psychologische Faktoren: Psychologische Faktoren spielen laut Forschungsergebnissen eine immer wichtigere Rolle. Das Börsengeschehen wird demzufolge zunehmend durch psychologische Faktoren bestimmt wie Angst vor einem Crash (wie z.B. nach dem Bekanntwerden des Coronavirus) oder durch eine euphorische Stimmung (wie z.B. nach Entdecken von Corona-Impfstoffen) Viele sprechen in diesem Zusammenhang auch davon, dass Angst und Gier die eigentlichen Hauptmotive der meisten Akteure sind. Umso wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und bereits im Vorfeld einen Anlageplan entwickelt zu haben, dem man unbeirrt folgt. „Angst und Gier sind schlechte Ratgeber“, ist eine weithin bekannte Börsenweisheit.

Die meisten dieser genannten Faktoren laufen in zwei zentralen Hauptfaktoren zusammen: Dem Gewinn pro Aktie und dem Zinssatz. Es gilt:

  • Erwartet man höhere Gewinne, werden mehr Aktien dieser AG nachgefragt, der Aktienkurs steigt.
  • Steigen die Zinsen, werden alternative Anlagen (wie z.B. Festgelder, verzinsliche Wertpapiere) interessanter. Durch „Umschichten“ vom Aktienmarkt in den Rentenmarkt fallen die Aktienkurse, während die Kurse für Staatsanleihen etc. steigen.

Ausblick:

Im nächsten Artikel geht es weg von den Teilhaberpapieren hin zum Rentenmarkt.

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