Vergütung

Mindestlohnerhöhung im Gastgewerbe

Kellern serviert Gästen Essen
Ob Fine Dining oder urige Gaststätte – auch nach dem Weihnachtsgeschäft gilt es, die Gäste mit einem persönlichen und exzellenten Service zu überzeigen. (Foto: © Drazen/stock.adobe.com)
Seit dem 1. Oktober 2022 gilt in Deutschland eine neue Lohnuntergrenze. Von dieser profitieren laut Bundesregierung rund sechs Millionen Menschen. Doch was bedeutet die Mindestlohnerhöhung für das Gastgewerbe?
Dienstag, 04.10.2022, 09:51 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Lohnuntergrenze ist zum 1. Oktober von 10,45 Euro auf 12 Euro je Stunde gestiegen. Das ist eine Erhöhung um knapp 15 Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt die Steigung rund 22 Prozent.

Auswirkungen hat die Mindestlohnerhöhung vor allem in Gaststätten, Hotels und Restaurants: Mehr als 60 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse sind laut Regierung in der Gastronomie betroffen.

„Die Anhebung des Mindestlohns ist Ausdruck der Leistungsgerechtigkeit und des Respekts vor guter Arbeit“, so Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Der Mindestlohn erreiche damit ein Niveau, wie es auf europäischer Ebene empfohlen wird. „Das hilft Menschen ganz konkret und ist ein wichtiger Beitrag, unser Land wirtschaftlich und sozial zusammenzuhalten.“

Die Mindestlohnerhöhung betrifft laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rund 22 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse. Das sind etwa doppelt so viele wie bei der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015.

Von der Erhöhung profitieren nach Angaben der Bundesregierung mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland – neben vielen Ostdeutschen und Frauen sind dies vor allem Beschäftigte in Mini- und Teilzeitjobs sowie Neueinsteiger. Laut Arbeitsministerium haben dabei rechnerisch 3,5 Millionen Frauen und 2,7 Millionen Männer von der Erhöhung einen Vorteil.

Mindestlohnanforderungen erfüllt

Auf Anfrage von HOGAPAGE haben einige Hoteliers und Gastronomen mittgeteilt, dass sie auf die Mindestlohnerhöhung gut vorbereitet sind. So zahlt das Restaurant Eppard nach eigenen Angaben bereits seit Jahren mehr als den Mindestlohn an seine Mitarbeiter. „Selbst Schüler-Aushilfen starten seit vier Jahren mit 12 Euro und bekommen – wenn Sie gut sind – direkt 14 Euro oder gar mehr“, sagt Eva Eppard, Inhaberin des Restaurants Eppard.

Auch der Eventdienstleister Euref-Event gibt an, bereits seit 2019 die Löhne für seine Mitarbeiter über dem gesetzlichen Mindestlohn angehoben zu haben. „Wir als Unternehmen haben uns bewusst dazu entschieden, freiwillig höhere Löhne zu zahlen als gesetzlich vorgegeben, um für Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Da wir dies bereits vor drei Jahren getan haben, haben wir glücklicherweise aktuell keinen Personalmangel“, erklärt Thomas Kammeier, Geschäftsführer Euref-Event und Gastronomischer Leiter des Euref-Campus in Berlin Schöneberg.

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