Der Wandel ist spürbar
Um die Werte im Alltag zu verankern, wurde eine „Werte-Reise“ eingeführt: Jeder Mitarbeiter – vom Azubi bis zur Führungskraft – durchlief mehrere Stationen, in denen die Werte konkretisiert wurden. „Das war mehr als ein Projekt, es war ein Erlebnis. Es hat unser Team emotional zusammengeführt“, erinnert sich Peters. Und das Projekt wirkt nachhaltig: Heute werden im täglichen Morning Meeting die Werte in Zusammenhang mit realen Situationen aufgegriffen. Employer Branding ist hier kein Marketingprogramm, sondern gelebte Philosophie. „Man kann Werte nicht kommunizieren, wenn man sie nicht täglich verkörpert. Employer Branding ist nicht, was du sagst, sondern wie du handelst.“

New Work auf Nordsee-Art
Ein völlig anderer Betrieb, aber dieselbe Haltung: Die Sturmhaube auf Sylt ist ein junges Unternehmen, das schnell vor der Herausforderung stand, operative Hektik und strategische Weiterentwicklung zu verbinden. „Wir sind mit großer Leidenschaft gestartet, aber vieles war improvisiert“, erinnert sich Geschäftsführer Felix Knochenhauer. Der Anspruch an Qualität und Teamkultur kollidierte bald mit der Realität eines dynamischen Start-ups.
Werte vor Benefits
Gemeinsam mit Hooman stellte sich die Geschäftsführung daher 2024 einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Mitarbeiter durften ohne Chefs über Arbeitsklima, Kommunikation, Strukturen und Herausforderungen sprechen. Dabei wurde deutlich: Es herrschte große Leidenschaft im Team, einige Prozesse liefen aber auch unklar. Kommunikationswege waren zum Teil uneindeutig, Aufgaben schwammen, Verantwortung war nicht immer definiert. Trotz der strukturellen Lücken war jedoch die emotionale Bindung sehr hoch – eine gute Basis. Kleine Maßnahmen wie ein fixer Meetingrhythmus oder die längst überfällige Reparatur eines kaputten Gartenschlauchs zeigten schnell Wirkung.
Heute lebt die Sturmhaube ein neues Selbstverständnis: weniger Improvisation, mehr Struktur, ohne dabei den Spirit zu verlieren. „Wir haben gelernt, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu gestalten“, sagt Felix Knochenhauer.
Einiges hat sich verändert: Es wurden klare Verantwortlichkeiten eingeführt, ein fester wöchentlicher Meetingtag etabliert und Prozesse systematisiert, etwa bei der Urlaubsplanung oder der internen Kommunikation.
Unternehmenskultur heißt: Zuhören, Vertrauen, Verändern
Zentrale Erfolgsfaktoren für gelungenes Employer Branding sind laut Merheim drei Dinge: Ehrlichkeit, Konsequenz und Beteiligung. „Viele Unternehmen scheuen sich, in den Spiegel zu schauen. Aber genau das ist der erste Schritt.“ Dabei gehe es nicht um Benefits wie Gratis-Kaffee oder Tischkicker – sondern um Fragen wie: Werden meine Mitarbeiter gehört? Haben sie Entwicklungschancen? Passen unsere Werte zu ihren?
Genau darin sieht auch Anna Heuer, Geschäftsführerin der HSMA Deutschland e. V., die größte Aufgabe der nächsten Jahre. „Unternehmenskultur heißt nicht nur Außenwirkung, sondern beginnt bei den tatsächlichen Arbeitsbedingungen. Wer Menschen gewinnen und halten möchte, muss mehr bieten als einen schicken Claim. Er muss zuerst verstehen, was sie brauchen. Es geht um Haltung, Respekt und echte Perspektiven.“